Freitag, 31. Januar 2014

~ Imbolc 2014 ~

Autor: Anthera

 

 

Merry Meet!

 

An diesem Wochenende begeht die „pagan-magische Sphäre“ an vielen Orten der Welt (besonders bei unseren britischen Schwestern und Brüdern) das keltische Fest Imbolc/Imbolg.

Traditionell wird es in der Nacht vom 01. auf den 02. Februar begangen. Es kann aber auch durchaus Sinn machen, schon in der Nacht vom 31.01. aktiv zu werden, z. B. wenn es um das Thema Heilung geht (s. weiter unten).

Jeder gestaltet das Fest ja ein bisschen anders, aber Imbolc wird häufig auch zusammen mit dem Fest der keltischen Göttin Brigid (auch Brighid/Brigida/Brigantia) gefeiert.


Brigid

Brigid ist eine absolut zauberhafte Göttin. In Irland und natürlich in weiten Kreisen der „Pagan-Bewegung“ wird sie bis heute sehr verehrt. Es gibt mehrere heilige Stätten, die nach ihr benannt sind und die als ihre Kultstätte gelten. Brigid steht in Zusammenhang mit dem feenhaften und zauberkundigen Volk der Tuatha De Danann und wir können sie uns z. B. als frische, weiche und weibliche Göttin mit langen roten Haaren und einem grünen Umhang (häufig auch mit grünem Kleid dargestellt) vorstellen.


Dichter und Geschichtensammler

Sie ist die Schutzpatronin der schreibenden Zunft, sie unterstützt die Dichter, Autoren Musiker und ähnlich schaffende Künstler. Es wird angenommen, dass sie die Hauptgöttin der Briganten war, die von England bis nach Österreich zogen und dort u. a. die Landeshauptstand Vorarlbergs „Bregenz“ (nach den Briganten, Brigida, Brigid, später von den Römern in Brigantium umgewandelt) gründeten. Ein Ort, der ihrer Göttin geweiht war. Und die ihren Namen bis heute behalten hat. Sie war so beliebt, dass sie später im Christentum zur hl. Brigitte wurde. Wer also an einer Geschichte arbeitet, einen Roman schreibt, gern dichtet o. ä, der kann Imbolc dazu verwenden, seine Einsichten zu vertiefen und sich inspirieren zu lassen.


Schmiedekunst

Ein weiterer Aspekt von Brigid (der in Form einer ihrer beiden Schwestern auftritt, die ebenfalls Brigid genannt werden) ist der als Schutzgöttin der Schmiedekunst. In dieser Rolle hütet sie die Herdfeuer, die an Imbolc ihr zu Ehren angezündet werden. Heute können wir die Herdfeuer symbolisch durch Kerzen oder mit einer Feuerschale nachstellen. Als Kerzenfarbe würde sich z. B. Weiß eigenen, da Weiß für den Neuanfang (ein unbeschriebenes Blatt), Reinheit und Klarheit steht. Und dazu gehören auch alle Aktivitäten und Aufgaben, die mit dem Thema Schmieden (auch im weiteren Sinn, z. B. Pläne schmieden, s. weiter unten) in Zusammenhang stehen können.


Heilung / der Umhang der Brigid

Der dritte Aspekt repräsentiert das Thema Heilung. Wer also ein Leiden loswerden möchte, der kann schon morgen Nacht (31.01.), aber auch am Samstag/Sonntag ein Stück Stoff eines Kleidungsstücks vor der Haustür anbringen oder alternativ (z. B. in der Stadtwohnung) vor das Fenster heften. Brigid wird das Stück Stoff segnen und mit ihrer Kraft versehen, wenn sie in der Nacht daran vorbeigeht in Anlehnung an ihren langen grünen Umhang/Mantel, den sie trägt und der sich durch ihre Zauberkraft aufgeladen hat.

Deshalb weihen heute (wie jedes Jahr) auch viele pagane Hexenströmungen ihre Umhänge/Roben, indem sie sie nach dem Ritual über Nacht vor die Tür oder auf den Balkon hängen, damit Brigid sie im Vorbeigehen segnet. Damit werden die Roben von Jahr zu Jahr und von Ritual zu Ritual mit mehr Mana aufgeladen…was sich auch innerhalb der Rituale bemerkbar macht.


Neuanfang / Schwangerschaft / neue Projekte und Ideen

Brigid steht für den Neuanfang und daher auch für Schwangerschaften und das erste zarte Erwachen nach dem langen Winter. Als es noch keine Fernwärmeheizungen, Vorratskammern, Strom und andere Bequemlichkeiten gab, war man zu dieser Jahreszeit nur froh, den Winter überlebt zu haben und wenn die Sippe und das Vieh als beweglicher Besitz der Sippe noch vollzählig war. Die Reserven waren aufgebraucht oder gingen jetzt drastisch zur Neige und eine jede Seele, ob jung oder alt, Mensch oder Tier wartete sehnsüchtig auf den Frühling.


Brigid und die Tiere

Die ersten Lämmer werden geboren und neues Leben beginnt. Es ist die Zeit der ersten Milch des Jahres.

Die Bären strecken zu dieser Zeit die Nase erstmals aus ihren Höhlen, ein kleiner Funken Frühling liegt in der Luft, noch sehr schwach, aber das Licht und die Kraft des Frühlings nehmen nun täglich zu.


Der Fuchs

Einer Legende nach hat Brigid einen Mann vor dem Tod gerettet, der aus Unachtsamkeit das Lieblingstier des Königs tötete: Einen zahmen Fuchs, der verschiedene Kunststückchen aufführen konnte. Brigid ersetzte das tote Tier durch einen wilden Fuchs aus dem Wald, der alle Kunststücke aufführen konnte, die zuvor das Lieblingstier des Königs aufführte. Der König war besänftigt und begnadigte daraufhin den Mann aus seinem Gefolge.


Aufräumen, Kehren, den Winter vertreiben

Wer gerade jetzt am Wochenende seinen Frühlingsputz plant, kann das gut mit einem Imbolc-Ritual verbinden und den Winter zur Tür hinaus kehren (moderne Hexen nehmen übrigens auch gern den Staubsauger, das ist absolut erlaubt). Ein magischer Kreis, der gezogen wird, wird mit dem Besen gezogen (gekehrt). Ein Handfeger tut es auch.

Die Tiere im Wald sollten bedacht werden, weil jetzt schon langsam einige aufwachen und auf Futtersuche gehen. Wenn Ihr dabei einen Fuchs seht, dann grüßt Euch wahrscheinlich die durch die Wälder streifende Brigid.


Themen

Weitere Themen für ein Imbolc-Ritual können sein:

Wie gesagt, ein Gedicht oder eine Geschichte oder Erfahrungsbericht schreiben, Heilung (s. oben), Schwangerschaft, Geburt, Neubeginn, fruchtbare Bündnisse eingehen, Brücken bauen, Eheschließungen (im Sinne von Brigid – Bride = Braut), aber auch Vermählungen im Sinne von Ideen zusammentragen und umsetzen (realisieren), Gemeinschaften bilden, Bande knüpfen.


Heirat

Wer in diesem Jahr heiraten möchte oder eine Braut zur Freundin, Tochter oder Schwester hat, kann in der kommenden Nacht eine kleine Puppe in Form einer Braut basteln, die vor die Tür oder auf den Balkon gestellt wird, um sie von Brigid (die Göttin aller Bräute) segnen zu lassen. Spontan fällt mir noch ein: Witzig wären auch die Figuren, die man dann später am Hochzeitstag als Glücksbringer auf die Torte setzen kann.

Und auch das Aufräumen (innen und außen) kann zentrales Thema sein, das Ausmisten (z. B. Kleiderschränke ausräumen und die Kleidung an die Kältehilfe geben, die werden derzeit auch dringend gebraucht) sowie das Pläneschmieden (=Schmiedekunst im übertragenen Sinn). Ideen durchdenken, festigen, skizzieren, ggf. Partner suchen.

Brigid kann in diese Ideen mit einbezogen werden, sie inspiriert und gibt Unterstützung bei der Umsetzung von Plänen. Dafür kann ihr ein Platz an der festlich gedeckten Tafel reserviert oder ein Platz eingedeckt werden. Manche beziehen in dieser Nacht sogar das Gästebett und zünden eine Kerze/Licht im Gästezimmer an, damit sie in das Haus kommt und es sowie die Bewohner segnet.


Wetter und Imbolc

Es heißt, wenn am 01. Februar schlechtes Wetter ist, dann ist das ein gutes Zeichen, denn die Wintergöttin kann bei schlechtem Wetter nicht aus ihrem Haus, um Brennholz zu sammeln, das sie zum Heizen ihres Kamins benötigt. Und so heißt es, wird der Winter nicht mehr lange dauern, wenn es am 01. Februar regnet, stürmt oder schneit.

 

~Seid gesegnet!~


 

Anthera im Januar 2014 ©



 

 

Samstag, 18. Mai 2013

~ Glossolalia – Die Zungenrede ~

Autor: Anthera



Pfingsten steht vor der Tür und da bietet sich das folgende Thema an, welches zwar ein kulturhistorisches Phänomen, aber in unseren Breitengraden trotz des christlichen Bezugs auffallend wenig bekannt ist. Die Pfingstgemeinden praktizieren die Zungenrede (als Gabe des Pfingstgeschehens) ganz bewusst in ihren Gemeinden und im Internet findet man viele Diskussionen und Videos von spirituellen Texten und Liedern, die in „Zungen gesprochen“ oder gesungen werden. In der Pfingstbewegung steht die Lobpreisung Gottes durch diese Gabe des Heiligen Geistes im Vordergrund.

Kulturhistorisch von großer Bedeutung

Ursprünglich aus dem Griechischen von glôssa (Zunge, Sprache) und laléo (sprechen) stammend, ist eine Sonderform des Sprachgebets oder Gesangs, in welchem sich per „intuitiver Eingebung“ einer unbekannten Sprache bedient wird.

Glossolalia (ich verwende die englische Schreibweise) ist eine uralte Form der Kommunikation zwischen Mensch und Gott, aber auch in anderen religiösen Zusammenhängen zwischen Mensch und Geist, Mensch und Engel oder Mensch und Heiligen. In den neueren spirituellen Strömungen auch zwischen Mensch und aufgestiegenen Meistern. Sie wird im frühen Christentum als bereits weit verbreitete Praktik vorausgesetzt, d. h. wir können davon ausgehen, dass die Wurzeln bis in die prädynastische Zeit zurückreichen und es sich hierbei um eine Form der göttlichen Kommunikation handelt, die überall auf der Welt religionsunabhängig praktiziert wurde.

Charakteristik des Mediumismus

Linguistiker und Kulturanthropologen der Universität Ohio fanden in jahrelangen Studien heraus, dass sich die Charakteristika des Zungensprechens in den heutigen Pfingstgemeinden in den wesentlichen Merkmalen wie Klang, Silbenanordnung, Vokale, Satzstellung, Intonation und Rhythmus im Kern nicht von den Praktiken nicht-christlicher Zeremonien in Afrika, Asien und Südamerika unterscheiden. Es scheint sich hier um eine Art metaphysische „Universal-Sprache“ zu handeln, mit der man – auch wenn sie weniger zur Kommunikation zwischen Menschen geeignet ist – mit den Geistkräften der Natur in Kontakt treten konnte.

Glossolalia im Christentum

Wie oben erwähnt, kennen wir im christlichen Zusammenhang das Zungensprechen durch die Apostelgeschichte beim Pfingstgeschehen. Dort ging der Heilige Geist auf die versammelte Gemeinde nieder und die Menschen begannen „in Zungen zu sprechen“.

Über das Zungensprechen steht in der Bibel u. a. folgendes.:

1. Korinther - Kapitel 14

Zungenrede und prophetische Rede

1 Strebet nach der Liebe! Fleißiget euch der geistlichen Gaben, am meisten aber, daß ihr weissagen möget! 2 Denn der mit Zungen redet, der redet nicht den Menschen, sondern Gott; denn ihm hört niemand zu, im Geist aber redet er die Geheimnisse. (Apostelgeschichte 2.4) (Apostelgeschichte 10.46)3 Wer aber weissagt, der redet den Menschen zur Besserung und zur Ermahnung und zur Tröstung.4 Wer mit Zungen redet, der bessert sich selbst; wer aber weissagt, der bessert die Gemeinde.5 Ich wollte, daß ihr alle mit Zungen reden könntet; aber viel mehr, daß ihr weissagt. Denn der da weissagt, ist größer, als der mit Zungen redet; es sei denn, daß er's auch auslege, daß die Gemeinde davon gebessert werde… 4. Mose - Kapitel 11


Es wird hier also gelehrt, dass der Mensch durch die Zungenrede, die Hinwendung an den Hohen Geist/die Hohen Geister, zu einem „besseren“ Menschen werden soll. Er kann sich damit also selbst veredeln, indem er diese Fähigkeiten zunächst im Besonderen (=privat) und später im Allgemeinen (=anderen Menschen, der Gemeinschaft) zugute kommen lässt. Die Weissagung wird hier als die verfeinerte oder gar vollendete Form des Zungenredens verstanden.


Glossolalia in anderen Kulturen

Im Schamanismus finden sich Formen des Zungensprechens, die u. a. bei Heilungszeremonien in Erscheinung treten. Der Schamane/Heiler legt seine Hand auf bzw. berührt erkrankte oder geschwächte Körperstellen, während er für den Empfänger unverständliche Laute, Gesänge, Gebete, Murmeln, manchmal leise, geflüstert, manchmal aber auch laut und energisch als Mittel der Kommunikation mit seinen Geistern verwendet.
Auch ist von immer wiederkehrenden Formeln die Rede, die sich aus den Kontakten mit den Naturkräften oder Elementen ergeben. Demnach besitzen Wind, Sturm, Regen, aber auch verschiedene Krankheiten häufig eigene Bezeichnungen in der „Zungensprache“, die dem Schamanen mittels Durchgabe und/oder innerer Schau von Geistwesen dieser Kräfte übermittelt werden.

Weitere Religionen, die das Zungensprechen praktizieren sind u. a. die kreolischen wie Vodoun/Voodoo, Santeria, Macumba, Umbanda, Candomblé, aber auch der Synkretismus, mit der Neuformung spiritueller Konzepte aus z. T. alten Traditionen und modernen Interpretationen, u. a. im Neuheidentum mit seinen verschiedenen spirituellen Strömungen (Wicca, Thelema u. a.).

Interessant ist dabei: Der Erkrankte nimmt diese Laute während der Heilungszeremonie ohne dass er sie versteht in sich auf, wo sie völlig losgelöst von seinem inneren Zensor, ihre Wirkung entfalten können. Denn jeder weiß, dass wir uns von unserem inneren Kontrollmechanismus nur allzu schwer lösen können. Verstehen wir nicht, was gesprochen wird, dann fangen wir gar nicht erst an, zu bewerten oder uns vielleicht gegen irgendetwas zu sträuben, weil uns z. B. eine Formulierung nicht gefällt, sondern lassen viel eher geschehen und gucken/fühlen auf anderen Ebenen, wie es uns damit ergeht.

Zungenreden und Hypnose

Einige Forscher glauben, dass es sich beim Zungensprechen um eine Form der Hypnose handelt, dem steht allerdings entgegen, dass ein hypnotischer Zustand für das Zungensprechen nicht erforderlich ist. Aber das Zungensprechen ist auch während einer Hypnose möglich. Es gibt beide Formen, die durch eine Trance induzierte oder die spontane Glossalalia.

Hirnforschung und Neurotheologie

Bei mehreren Probanden wurden die Gehirnaktivitäten gemessen, während sie in „Zungen sprachen“. Dabei stellte sich heraus, dass die Aktivitäten im Bereich des Sprachzentrums deutlich abnahmen und die Aktivitäten im emotionalen Bereich zunahmen. Das bedeutet, dass die Glossolalaia von den Gehirnen der Probanden nicht als Sprache im herkömmlichen Sinn verknüpfte wird, sodass das Gehirn diese Region (Sprachzentrum) nicht aktivieren muss. Interessant ist dabei der Aspekt, dass bisher offen ist, was genau diese Zungenrede steuert, denn das Kontrollzentrum war ebenso schwach aktiv, was bei eingebildeten und selbst projizierten Aktivitäten nicht der Fall ist.

Während man also auf den Bildschirmen beobachten kann, wie das Gehirn offenkundig kommuniziert, man aber noch nicht weiß, womit oder mit wem, äußert sich Andrew Newberg (Hirnforscher und Religionswissenschaftler, Universität Pensylvannia) dazu folgendermaßen:
„Es ist faszinierend, weil diese Menschen wirklich glauben, dass ein göttlicher Geist ihre Sprache lenkt. Und sich der Körper auch so verhält, als lenke er sie…“

In magisch-okkulten Traditionen

In einigen magischen Strömungen werden Namen und Anrufungen von Geistern, Göttern oder Engeln teilweise in der Zungenrede übermittelt. Manche geistigen Wesenheiten übermitteln Namen, die sich nicht in die menschliche Sprache übersetzen lassen. Der Name wird dann „vermenschlicht“, d. h. so lange geformt, bis er der Qualität der Wesenheit, die ihn übermittelt hat, entspricht.

In diesem  Zusammenhang ist auch die Schöpfung von Sprachsigillen/Wortsigillen möglich, die ganze Worte oder Willenssätze in einem einzigen „Zungenwort“ oder einer „Zungenwortfolge“ beinhaltet. Eine solche „Zungenwort-Sigille“ kann u. a. für eine Wesenheit selbst, eine Naturgewalt (z. B. im  Zuge einer Beschwörung) oder für ein Gesamtereignis (Gebet, Heilung, Verehrung, Segnung, Fluch) stehen.


Fiktive Sprachen und Glossolalia

Es ist nicht immer eindeutig, ob sich die fiktiven Sprachen, wie sie z. B. manche Autoren oder Filmemacher „erfinden“, nicht auch eine gewisse Form von Glossolalia darstellen.

Es gibt aber in der Geschichte immer wieder Persönlichkeiten, die sich mit diesen Fähigkeiten einen Namen gemacht haben. Historisch zu nennen wären u. a. folgende Beispiele:

Hildegard von Bingen
Johanna von Orléans
Michel de Notre Dame (Nostradamus)
Jakob Böhme
John Dee (Henochisch, Sprache einer Engelgruppe)
Emanuel Swedenborg
Jakob Lorber


Glossolalia in Literatur und Musik

Wenn mediale Fähigkeiten und Sprachbegabung zusammen kommen, entstehen u. U. herausragende Werke, die ganze Generationen von Zuhörer, Zuschauer und Leser in ihren Bann ziehen.

Hierzu gehören zweifelsfrei das Lebenswerk von JRR Tolkien, der sich für die übermenschlichen, majestätischen Elben eine eben solche übermenschliche, engelsgleiche, majestätische Sprache ausdachte. Und damit nicht genug. Er entwickelte die Sprachen zweier Elbenstämme, samt Stammbaum, Vokabeln, Grammatik und Phonetik. Ein weiteres Beispiel ist die fiktive Sprache der Klingonen in der Star Trek-Reihe. Was zunächst nur als Randerscheinung für den Film angedacht war, entwickelte sich mit der Zeit durch verschiedene Personen zu einer komplexen, logischen und in sich geschlossenen Sprache, die inzwischen von etlichen Fans und Linguisten aktiv gesprochen wird und sogar durch eine weltweit vernetzte Vereinigung bewahrt, gelehrt und verbreitet wird.


Beispiele in der Musik:

Dead Can Dance        Cantara; Host of Seraphim
Mike Oldfield            Tubular Bells
Elton John                  Solar Prestige a Gammon
David Bowie              Warszawa                  
Pink Floyd                  The Great Gig in the Sky                  
Loreena McKennitt    Incantation


Lass’ Zungen sprechen.

In diesem Sinne: Frohe Pfingsten.

Blessed be - Sei gesegnet!
 

 



Donnerstag, 31. Mai 2012

~ Selbsthypnose & Imagogik – Arbeit mit Bildern ~


Autor: Anthera


Der Mensch, das Augenwesen, braucht das Bild
- Leonardo DaVinci-

Zunächst sei darauf hingewiesen, dass ein jeder Mensch, solange er lebt, nicht von seiner eigenen Verantwortung entbunden werden kann. Es kann nicht verhindert werden, dass sich ungeeignete Persönlichkeiten im Internet geeignete Praktiken herauspicken, dennoch hoffe ich, dass ein jedes mit dem, was er derzeit ist, während er hier liest, glücklich sei!

Die Selbsthypnose kann vielen Zwecken (z. B. erdenden, heilenden, schöpferischen, entspannenden, stärkenden, fördernden, reinigenden usw.) dienen. Ich verwende sie neben der magischen Arbeit hauptsächlich an der Basis, d. h. für Transformationsprozesse, zur Selbstveränderung, Selbstveredelung, Selbsterkenntnis, zum Aufräumen von Blockaden, zur Förderung von Stärken, zur Minderung von Schwächen, zur Erlangung von Wissen und zur Erweiterung transzendenter Fähigkeiten

Ein bekannter Ansatz bei der Arbeit mit den Bildwelten ist, aufkommende Gedanken, die aus dem Alltag zu uns herüberschwappen, ziehen zu lassen und allenfalls zu beobachten, wie sie kommen und gehen.

Bei der Imagogik hingegen folgen wir den Gedanken bewusst und beobachten, wohin sie uns führen. Oder wir kreieren uns ganz bewusst ein bestimmtes Bild, das wir auf der Meta-Ebene erzeugen und das wir dann durch unser Verhalten anregen, in die Realität „hinab“ zu steigen.

Ein weiteres Ziel hierbei ist, dass aufkommende Bilder traumartiger werden, während man wach ist. Irgendwann wird man immer geübter und kann sogar im „Schnelldurchlauf“ einen kleinen (oder auch großen) „Clip“ vor dem geistigen Auge entstehen lassen, der nicht nur für die magisch operierenden Zeitgenossen von großem Nutzen sein kann.

Träume lenken

Diese Disziplin kann so trainiert werden, dass man später direkt in einen Traum einsteigen kann. Dafür nimmt man sich ein beliebiges Bild (z. B. die Tempelanlage von Abu Simbel vor 3000 Jahren oder heute – Zeit und Raum spielen ja keine Rolle) und schläft mit diesem Bild ein, wodurch das zuvor trainierte Unterbewusstsein dieses Bild nimmt und daran anknüpft. Auf diese Weise können übrigens nicht zu Ende geträumte Träume (Mist, ich wollte doch wissen, wie das jetzt ausgeht, aber da klingelte der Wecker und ich musste los zur Arbeit) zu einem beliebigen späteren Zeitpunkt noch einmal „herangeholt“ werden, wichtig ist nur eine Sequenz, an die man andocken kann oder die man sich notfalls für die „2. Traumzeit“ einfach neu erschafft (weil man sich z. B. nicht mehr richtig erinnern kann, wie die Villa aussah, in der das 100jährige Geheimnis versteckt war).

Mit einem Bild (imago) kann außerdem verhindert werden, dass andere Gedanken auftauchen und die Operation stören. Im weiteren Verlauf (nach einigen Tagen oder Wochen) wird das Bild immer klarer und man „taucht“ schließlich selbst in das Bild hinein, trifft dort auf eine Szene und befindet sich im Dialog mit etwas oder jemandem (Wachtraum). Natürlich kann man auch verschiedene Bilder für verschiedene Zwecke erstellen, die als Ausgangspunkt für Imagogik oder Selbsthypnose dienen.


Bei den gewöhnlichen Nachträumen geht man im Allgemeinen davon aus, dass er sich i. d. R. aus 5 Hauptquellen speist:

-   Verhaltensmuster (Komplexe), die meistens an tatsächliche Erinnerungen gekoppelt sind,
    z. B. wie wir uns in bestimmten Situationen verhalten, mit Dingen umgehen usw.
-   Außenreize (rauschender Bach ist in Wirklichkeit Dusche des Nachbarn)
-   Reste, die aus dem Alltag hängengeblieben sind (z. B. Gespräche im Büro, Teile eines
    Films, einer Ausstellung o. ä.)
-   Archetypen und existentielle Dinge wie Liebe und Hass, Leben und Tod, Freiheit und
    Gefangenschaft, Krieg und Frieden
-   Themen, die momentan eigene Prozesse in Gang setzen und die für die aktuelle Situation
    von Bedeutung sind (häufig in symbolischer Form, typisch auch dramatisiert oder
    übertriebener gezeichnet als in Wirklichkeit)

Um damit arbeiten zu können, stellen wir uns hier die Frage: Woran erinnert mich dieses Symbol, das ich nicht verstehe? Die Auseinandersetzung mit diesen Fragen „programmiert“ unser Unterbewusstsein und stellt es auf „Empfang“, was bedeutet, dass irgendwann der tatsächliche Zusammenhang im Kopf auftaucht (häufig sogar dann, wenn wir gar nicht mehr damit rechnen, sprich: es „losgelassen“ haben).


Träume dienen u. a. zur Reinigung. Wird ein Thema gelöst, verwandelt sich das böse Krokodil plötzlich in einen stolzen Schwan. Die Reinigung auf der Traum-Ebene bedingt die Auslotung und Auseinandersetzung mit dem Problem.

In der Trance stellen wir die das Thema betreffende Frage an das Unterbewusstsein und warten dann innerhalb des Trance-Zustands auf eine Vision, die Richtung zur Lösung anzeigt.
Die Bilder sollten dann mit viel Ruhe und Offenheit nach allen möglichen Richtungen interpretiert werden. Bei der wahrscheinlichsten wird sich ein Gefühl der „Stimmigkeit“ einstellen (Wonach fühlt es sich am ehesten an?).

Beispiel:

Selbsthypnose:

Ziel: Ich möchte mich für die unsichtbaren Welten öffnen, z. B. durch Aktivierung des 3. Auges (dazu kann unterstützend ein Bergkristall für geistige Klarheit oder etwas analoges auf das 3. Auge gelegt werden).

Vorgehen: Zusehen, dass man nicht gestört werden kann (Telefon, Klingel aus, Fenster zur Straße zumachen, Kinder zur Oma schicken), am besten hinlegen (ggf. wegen dem Stein auf der Stirn, siehen unten) und mit einer leichten Decke zudecken.

Trance-Induktion

Den Trancezustand erreiche ich durch (entweder oder oder sowohl als auch -> erproben)

-   schrittweise Entspannung
-   Konzentration auf einen bestimmten Punkt (Fixation, Pendel, Kerzenflamme, Spiegel)
-   Entspannungstechniken: Glieder werden schwer, Körper wird strömend warm, der Puls verlangsamt sich, Gesicht wird kühl
-   Leichte Entspannungsmusik
-   Vorstellung, wie ich eine Wendeltreppe hinunter steige, während ich mich auf jeder Stufe, die ich hinunter steige, mehr und mehr entspanne
-   Langsames Rückwärtszählen, z. B. von 20 – 1, dabei immer entspannter werden, Augen werden müde, bei 6 Augen schließen, bei 4 Körper entspannt, bei 2 Geist entspannt, bei 1 befindest Du Dich in einer wohligen, tiefen Trance


Imagination

In der Trance kann der innere „Dialog“ (adressiert to whom it may concern)  begonnen werden:

Ich möchte Euch bitten, mir zu helfen, dass ich meine Wahrnehmung, was die unsichtbaren Welten angeht, erweitere. Bitte aktiviert mein 3. Auge und schubst mich deutlich wahrnehmbar an, falls ich durch den Alltag nicht immer bewusst durch das Leben gehe und dadurch eine interessante „Abfahrt“ (im Sinne einer Begebenheit, Ereignis, Weichenstellung) verpassen sollte. Danach Konzentration auf das 3. Auge, hineinfühlen, wie der Druck des Kristalls auf der Haut ist, wie schwer ist der Stein ungefähr? Wie fühlt er sich an? Vorstellen, dass der Kristall das Chakra aktiviert, man kann z. B. auch seine Muskel in der Stirn auf das Stirnchakra konzentrieren und wird nach der Trance feststellen, dass sich dort „was tut“. Manche spüren das Chakra, wie ein großes Loch, andere haben leichten Muskelkater durch die Anspannung usw. Der Kristall hilft der Konzentration und fördert die Aktivität des Chakras.

Alternativ können auch Auto-Suggestionen mit einfließen (zum Beispiel): Mit jedem Tag nehme ich mehr und mehr aus den Räumen, die mich umgeben wahr (oder):Mit jedem Tag wird mein 3. Auge klarer und klarer.

Abschluß/Bestätigung

Wenn alles gesagt wurde (wenn man sich in Trance befindet, geschieht das meist innerlich und weniger laut, weil das Sprechen ohne eine Führung von Außen im Trancezustand i. d. R. ein bisschen mühsam ist, zumindest geht mir das so), abwarten, ob eine „Antwort“ oder Resonanz kommt (manchmal in Form von Gefühlen, plötzliche Gänsehaut oder das Kribbeln einer bevorstehenden Achterbahnfahrt, bei der sich alle Härchen aufstellen, ist ein guter Indikator für die Anwesenheit unsichtbarer Wesen, d. h. man ist sehr wahrscheinlich wenigstens schon registriert worden).

Bevor ich mich aus der Trance herausnehme, bedanke ich mich innerlich und erlaube es mir,  langsam aus der Trance zurückzukehren. Die innere Stimme führt einen aus der Trance zurück, man wird immer wacher und wacher und kehrt in das normale Bewusstsein zurück, man spürt den Körper wieder, bewegt leicht die Zehen, dann die Arme und Beine, streckt sich und öffnet am Schluss die Augen. Ratsam ist, nicht sofort auszustehen, sondern noch kurz liegenzubleiben und sich evtl. über den Rücken in die Bauchlage (Arme und Beine auf dem Boden ausgebreitet = Erdung) langsam aufzurollen. Nach dem Aufstehen bringt ein Schluck Kaffee oder Tee, ein Keks o. ä. die Lebensgeister zurück und unterstützt die Erdung.

Beispiel:

Imagogik:

Ziel: Einen Raum auf der Meta-Ebene erschaffen, der Ausgangs-Basis meiner Operationen und Unternehmen ist:

Vorgehen: Wie oben (Trance-Induktion), dann schöpferischer Prozess, Aufbau des Ortes, des Raumes (z. B. in einem Tempel, einem Palast, ein Steinkreis auf einer Waldlichtung, ein verwunschener Garten, eine Felsengrotte, die Königskammer von Gizeh oder ganz schlicht das eigene Schlaf- oder Wohnzimmer, das auf die Meta-Ebene gespiegelt wird). Räume können sich mit der Zeit auch verändern, sie können erst karg sein, dann später mit üppigen Möbeln ausgestattet, sie können merkwürdige Dinge beinhalten oder Tiere, Geister, Bilder mit Verstorbenen usw. Sie können etliche Spiegel an der Wand haben oder mehrere Dutzend Türen (mit oder ohne Wächter), durch die man dann z. B. zu einem späteren Zeitpunkt in noch weiter entfernte Welten vordringen kann.

Ziel ist, hier mit der Zeit einen Raum zu erschaffen, der Augangsort und Zuflucht für die transzendente Arbeit ist. Dieser Raum wird bei jedem Besuch mit dem Mana und der Arbeit des Imagogen aufgeladen und wird dadurch zu einem eigenen Kraftzentrum.

Im Okkultismus werden u. a. ganze Häuser mit mehreren Räumen für ganze Gruppen/Logen/Clans/Coven und ihre Vertreter auf die Metaebene projiziert. Wenn mehrere Mitglieder an verschiedenen Orten eines Landes leben, brauchen sie keine langen Wege auf sich nehmen, sondern man trifft sich in zu bestimmten Zwecken hergerichteten Räumen auf der Meta-Ebene. Damit diese nicht von anderen Magiern/Hexen/Priestern/Entitäten u. a. betreten oder verunreinigt werden können, werden verschiedene Wächter oder auch Codes installiert, um sicher zu gehen, dass nur Befugte diese Räume betreten können.


Die Menschenseele ist ein Bild, mit welchem Gott sich selbst betrachtet.
- Hermann Stehr-


Anthera im Mai 2012 ©







Mittwoch, 29. Februar 2012

~ Engelfürsten als Kollektivgeister~

Autor: Anthera


Im Folgenden findet sich eine persönliche Aufarbeitung und/oder Adaption auf Basis einiger Überlegungen unter angelologisch-okkulten Gesichtspunkten:

Immer dort, wo sich ein neuer „Kollektivgeist“ erhebt (durch Revolution, Wiedervereinigung, Zusammenbruch einer überholten Regierungsform usw.) betritt gleichzeitig ein „neuer“ (d. h. sinngemäß wieder aufgestiegener) Engelfürst die Welt-Bühne und übernimmt unter bestimmten Vorzeichen die Führung eines Kollektivs/Volkes/einer Sippe. Dieser Führungswechsel hängt möglicherweise mit dem Aufgehen und Sinken bestimmter astrologischer, geografischer, zeitlicher, räumlicher und anderer, kollektiver Konstellationen zusammen. Stagniert das Wesen eines Volkes oder eines Völkerbundes, so verlangsamt es sich und steigt den – ich nenne es hier - „Horizontbogen“ herab wobei es an Kraft, Macht, Bedeutung und Mitspracherecht verliert.

Wenn ein Kollektiv oder Volk in Stagnation also nicht vollkommen absteigen will, muss sich ein Wechsel in der Führungsebene vollziehen. Das geschieht auf der physischen Ebene ebenso wie auf der metaphysischen. Der Engelfürst (der m. E. nach z. B. auch als Trinität agieren kann und unter den weiter oben erwähnten Bedingungen mitunter sogar muss) weiß um die Notwendigkeit, sich von seinem Volk zurückzuziehen, wenn seine Aufgabe erfüllt ist und wenn er selbst wieder zu Kräften kommen muss und übergibt an einem Scheitelpunkt das in seinen Aufgabenbereich hinein wirkende Volk oder Kollektiv an eine andere/neu heraufsteigende Entität. Ich möchte dabei anfügen, dass sich für diesen Engel z. B. durch das Einstrahlen einer zyklisch aufsteigenden kosmischen Kraft (z. B. der Jupiter-, Mars-, Saturnsphäre etc.) und demnach zu einer bestimmten Zeit die natürliche Notwendigkeit einer Ablöse ergibt.

„Sein oder ihr Stern ist aufgegangen“ bedeutet unter dem Gesichtspunkt, dass sich jemand zur rechten Zeit, am rechten Ort und mit allen zu dem Zeitpunkt beteiligten Kräften auf dem Weg in ein neues Äon, das wiederum von anderen Zeit- und Formgeistern beherrscht wird, befindet.

Bei dieser Überlegung wird offenkundig, dass sich z. B. Engel, Erzengel und Menschen ein gemeinsames Schicksal teilen. Die Welt der Menschen hängt stark von der Welt der Engel ab, und umgekehrt. Erzengel und Engel sind hierbei Vermittler der kosmischen Wirkkräfte (=Trägerenergien). Intelligenzen als Verstärker und Zentrierer der Kräfte, die die Welt zusammenhalten und formen.

Die formgebenden Gestaltkräfte befinden sich auf einer abstrakten Ebene, die vom Einzelwesen Mensch aufgrund seiner an die Grobstofflichkeit und ihre angrenzenden Sphären gebundene Existenz und Radius nur insofern wahrgenommen oder als „möglich relevant“ erahnt werden kann, wie sich ihm diese nahe liegenden Kräfte (Engel, Genien, Geister) und Kraftzentren (Sphären) offenbaren.

Ein Kollektiv/ein Volk/eine Sippe o. ä. kann immer nur so stark, schwach (oder ohnmächtig) sein, wie sein Engelfürst oder seine Engelfürsten. Und wenn der das Volk führende Engelfürst (oder Archont) gebannt/unterworfen/geschwächt wird, schwindet auch die Macht oder das Ansehen eines Staates/Volkes. Die Archonten (Engelfürsten) werden mitunter durch okkult operierende „Kreise“ von einem Kollektiv abgeschnitten, damit an ihre Stelle eine andere oder mitunter auch gar keine Engelmacht tritt (sondern u. U. eine andere)
Meiner Meinung nach kann auf dieser Ebene nur durch die Erlösung oder das Zurückholen des gebannten Engelfürsten die Wiederherstellung der kollektiven Kraft, der Seele und die Mission eines Kollektivs/Staates/einer Sippe (im Kleinen sowie im Großen) wiederhergestellt werden.

Verändern sich die geografischen Grenzen, treten andere Fürsten hinzu, beteiligen sich an der Formgebung und Umsetzung der jeweiligen Mission oder übernehmen territoriale Aufgaben. Interessant ist in dem Zusammenhang das Auslesen bestimmter Beeinflussungen.

Ein jedes Volk hat zu jeder Zeit eine ganz bestimmte „Qualität“, die durch ihre regierenden Repräsentanten (ob wir sie nun wollten oder nicht) sinnbildlich verkörpert wird. Wenn man also genauer beobachtet, welche Kräfte wann und wo das Sagen haben und wie sich diese im größeren Umfang auswirken, können Rückschlüsse auf die Qualität (und damit auf die Identität) des vorherrschenden Engel/Genius/Archonten gezogen werden.

Ist die Verbindung zwischen Kollektivgeist und den Individuen des Kollektivs intakt, dann ist die Verbindung zum „Geschicklenkenden Geist“ stark/souverän. Zeigt sich hingegen eine extreme Kluft zwischen Volk und Regierenden oder flammen gar bürgerkriegsähnliche Konflikte auf, wurde die Verbindung zwischen Volk und Volksgeist, als den natürlichen Herrscher/Bewahrer/Schutzpatron/Lenker und Vertreter eines Kollektivs abgetrennt.

Für die Erlösung eines gebannten Engelfürsten oder einer Engelfürstengruppe durch zerstörerisch wirkende Gegenspieler braucht es eine klare Identifizierung der Qualität jener niedergedrückten Wesenheit. Diese Identifizierung findet u. a. über die Zusammensetzung des Namens statt. Mystiker und Okkultisten versuchen gleichermaßen seit Jahrhunderten hinter das Geheimnis der „heiligen Namen“ zu kommen. Wer den Namen der in den einzelnen Sphären regierenden Fürsten kennt, hat auch die Macht über die Zentren der Erde, denn auf Erden – so sind sich die Mystiker aller Kulturen einig - erfüllt sich auch die Mission der Himmel.

Das, was wir im Außen sehen, wahrnehmen und erfahren, ist bekanntlich immer nur ein kleiner Abdruck dessen, was aus der unsichtbaren Welt zu uns herüber schwappt. Gleichzeitig sind wir aber sowohl mit den sichtbaren als auch mit den unsichtbaren Welten bis in die letzte Zelle verbunden, d. h. es spielt für alle unsere Entscheidungen, Gedanken und Taten auch immer eine Rolle, zu welcher Sippe wir gehören. Zu dieser gibt es die entsprechende, übergeordnete Familie in der geistigen Welt. Denn das eine kann ohne das andere (was sein natürliches Gegenstück ist) nicht existieren. Wenn man selbst ohnmächtig (= ohne Macht) ist, gilt ebenfalls: Die Rück-Verbindung mit der für mich verantwortlichen Macht bringt mir selbst meine eigene Macht bzw. die Macht der Familie/Sippe/des Volkes/Kollektivs zurück...

Interessant ist zudem auch der Aspekt der Herkunft sowie der des Wohnortes. Die Qualität des Ortes (meint hier: Energetik) gibt Auskunft über das, was man an diesem Ort lernen und ausführen „soll“. Die Qualität der Geburtsgenien gibt Auskunft über Anlagen und Persönlichkeit, also u. a. auch darüber, wie diese Aufgaben voraussichtlich bewältigt werden. Nicht zuletzt war es durch alle Zeitalter hindurch ein bekannter Brauch, seinen Leichnam zur Beerdigung an den Ort seiner Geburt zurück bringen zu lassen.

Einige okkulte Logen arbeiten darauf hin, einen bestimmten Engelfürsten (oder Genius bzw. andere Entitäten) an einem bestimmten Ort zu installieren und die Ablöse künstlich herbeizuführen, andere Gruppierungen arbeiten daran, die Herrscher bestimmter Zeitqualitäten zu installieren, um eine bestimmte Zeitqualität wiederherzustellen oder neu zu installieren, die sich auch in ihrer Entsprechung physisch, d. h. gesellschaftlich, geistig, kulturell, zwischenmenschlich usw. darstellt.

Es wäre mit Sicherheit ein Irrtum, den o. g. Kollektivgeist/Genius/Engel als einen Herrscher oder Autokraten im heute verpönten Sinn zu betrachten. Dies entspricht in keinster Weise seiner Natur und ergibt metaphysisch betrachtet keinen Sinn. Vielmehr könnte man ihn als ein natürlich gegebenes Kraftzentrum, eine Lebensader oder Aorta betrachten über die wir als Einzel-Individuen gleichzeitig mit der sogenannten „Weltseele“ verbunden sind.


Anthera im Februar 2012 ©
 




Sonntag, 8. Januar 2012

~ Der „Böse Blick“ und das Berufen ~

Autor: Anthera


Die wohl bekannteste Form des Berufens ist der mit der Zauberkraft des Auges verknüpfte „böse Blick“, der als okkultes und kulturelles Phänomen in den Traditionen sämtlicher Völker seit Jahrtausenden bekannt ist.

Bereits in der Antike wurde die Wirkung des ‚bösen Blicks’ als eine selbstverständliche Tatsache angenommen und die Traktate der Philosophen, Geisterseher und Mystiker drehten sich noch bis in das 20. Jahrhundert weniger um die Frage des Glaubens an den „bösen Blick“, sondern um seine rätselhafte Wirkung.

Eine jede Kultur kannte und fürchtete von jeher die Auswirkungen des „bösen Blicks“ und auch der moderne Mensch ist ihm schon auf die eine oder andere Weise begegnet, z. B. auf Reisen, in anderen Glaubensvorstellungen, z. B. der Sinti und Roma oder Menschen aus dem asiatischen, arabischen, brasilianischen, afrikanischen, aber auch der italienischen, griechischen, rumänischen oder russischen Kultur.

Man begegnet ihm seit einigen Jahren auch wieder verstärkt in der Literatur, in Filmen, der Unterhaltungsbranche usw. Und jedem ist die zumindest noch rudimentär vorhandene „Schutzvorkehrungen“ gegen den „Bösen Blick“ in Form von verschiedenen Abwehr-Talismanen (oft in Form eines Auges), Fatimas Hand, dem Haussegen (in katholischen Gegenden), ein Hufeisen über dem Türpfosten usw.

Das Gefühl, von einer fremden Person „fixiert“ zu werden und sich nach ihr umsehen, kennt sicherlich jeder. Der aufmerksame, sensitive Charakter merkt den „bohrenden“ Blick des anderen innerhalb eines überfüllten Zugs bzw. quer durch einen Raum, aus der hintersten Ecke einer Gaststätte usw. Die Blicke von Aussender und Empfänger treffen sich und in der Regel fühlt sich der Auslöser beim „Bohren“ertappt und senkt schnell seinen Blick, schaut aus dem Fenster usw. Wir schenken der Ursache für dieses Phänomen heute allerdings keine Bedeutung mehr und vergessen den Vorfall sofort wieder.

Denn der geistig-magische, und hierüber verknüpft auch der psychisch-körperliche Mechanismus, der sich hinter dem Phänomen „Böser Blick“ befindet, ist nicht mehr von Interesse, weil wir die Zeit des Aberglaubens vermeintlich lange hinter uns gelassen haben. Alles scheint erklärbar und das, was wir nicht erklären können, wird in der Regel als nicht relevant, als überflüssig und unserem Leben nicht dienlich angesehen.

Das Auge als Spiegel

Interessanterweise wird die Zauberkraft des Auges bis heute noch in vielen Ländern Europas als tatsächlich gegeben angenommen und praktiziert. Häufig sind es Frauen, die hierzu konsultiert werden, von der man über Mundpropaganda erfahren hat. Denn was viele rein westlich-nüchtern erzogene Menschen nicht wissen: Auch europäische Kulturen haben ihre Traditionen und Rituale bis heute nicht vollständig aufgegeben und nicht wenig junge Menschen holen sich in der heutigen Zeit wieder mehr den Rat der alten Generation ein, z. B. wenn es sich um Fragen zur Lebenshilfe handelt. Viele Neugeborene werden z. B. heute noch in den ersten Lebenswochen vor den Blicken Fremder geschützt.

Grundlage für die Kräfte des „guten“ und „bösen“ Blicks ist eine angenommene „formwirkende“ Essenz des jeweils inneren Wesens, das über das äußere Auge in die Außenwelt tritt. Der böse Blick kann sich deshalb übrigens sowohl nach innen (d. h. gegen sich selbst) als aus nach außen richten. Deshalb ist es m. E. auch so wichtig, dass man sich selbst zu jeder Zeit „noch im Spiegel ansehen“ kann. Faszination und Selbstfaszination über einen Spiegel sind besonders wirkungsvoll.

Beim Berufen oder dem „Bösen Blick“ wird also vom Einwirken einer unterschiedlich spezifizierten Kraft aus einem Individuum auf ein anderes (oder sich selbst) ausgegangen.

Wenn wir einem anderen in die Augen sehen, dann sehen wir uns darin selbst. Das ist hier ganz wörtlich zu nehmen, denn das „kleine Püppchen“, wie es in früherer Zeit genannt wurde (also das eigene Abbild in Miniatur) taucht im gegenüberliegenden „Spiegel“ (Auge) auf. Und damit auch das Wesen des „Augenpüppchens“ (also unser eigenes).

Das Spiegelbild, ein Foto, der Schatten an der Wand sowie andere „Abdrücke“ eines Menschen, die sich in dem, was er wie tut, was er wie benutzt, was er denkt, fühlt und sagt äußern, sind in der europäischen Tradition nicht als rein physikalischer Effekt zu betrachten, sondern hier wird bewusst von feinstofflichen Ätherkörpern und ätherischen Anteilen ausgegangen, an die dann auch auf feinstofflicher Ebene angeknüpft werden kann.

Einem Hellseher offenbart sich über das Auge der Wesenskern einer Person. So kommt es auch häufig zu realen, physischen Reaktionen (Hitze, Herzklopfen, Schwindel u. a.), wenn einem Hellseher, einem Schamanen o. ä. erlaubt wird, eine Schau des inneren Wesenskerns (fast immer über die Augen) vorzunehmen.

Hineinbildung

Imagination lautet jene Einbildungskraft, die hier als Kraftquelle verstanden wird und hat tatsächlich nichts mit dem Begriff zu tun, den wir heute weitläufig unter „Einbildung“ verstehen. Gemeint ist hier vielmehr die bewusste, willentliche „(Hin)einbildung“ in etwas (eine Situation, einen Gegenstand) oder jemanden (eine Person, ein beseeltes Wesen).

Hierbei dringt die „Seelenkraft“ des Anwenders durch sein Auge in das Gegenüber, in eine Situation oder einen Gegenstand. Er bildet sich selbst bzw. einen Teil seiner selbst also damit in das Objekt „hinein“ und wird somit zu einem Teil im Anderen. Dieser Teil seiner selbst im Anderen wird sodann für den Magier, Therapeuten, Hypnotisieur o. a. „ansprechbar“. Je nach Beschaffenheit, Ausprägung und Stärke der Seelenkraft bewirkt diese einen entsprechenden Abdruck, ein Abbild.

Und weil man dieses Bild (imago) in sich selbst oder einen anderen „hinein gelegt“ hat, wird aufgrund dieser Annahme im Anderen eine Information aktiv, die mit der Hineinbildung verknüpft ist, was u. U. eine Veränderung des allgemeinen Befindens, eine Antwort auf eine im Raum stehende Frage, ein bestimmtes Ereignis oder unterschiedliche Empfindungen (Freude, Trauer, Angst usw.) zur Folge haben kann.

Die Stärke dieser seelischen Beschaffenheit verändert als Bildkraft das geistige Umfeld des Körpers und der Körper passt sich den veränderten Gegebenheiten entsprechend an bzw. reagiert auf die jeweilige Information. Lautet das Bild Destruktivität oder Gefahr, dann werden sich die formgebenden Kräfte entsprechend dieser Vorgabe verhalten.

Der „Gute Blick“

Natürlich gilt dieses Phänomen nicht nur in eine Richtung. Neben dem „Bösen Blick“ existiert natürlich auch die Annahme vom „Guten Blick“. Der Mensch strebt schon immer danach, mit jenen Wesenheiten in Kontakt zu treten, deren Persönlichkeitsstruktur u. a. ein „Guter Blick“ zugrunde liegt. Diese Wesen sind z. B. verschiedene, positive Gottaspekte, Mutter Erde, Götter, wohlwollende Engel, Geistwesen, die sogenannten aufgestiegenen Meister oder Elementarkräfte der Natur. Durch Invokation, Evokation bzw. Ankopplung an diese Emmanationen können destruktive „Hineinbildungen“ neutralisiert werden. Gemeint sind hier bestimmte Kraftzentren, die bis in unsere Welt hereinwirken, wie auch wir mit einer entsprechend geschulten „Wirkkraft“ bis in andere Ebenen hineinwirken können.

Es wäre angesichts der „wilden Zeiten“, in denen wir heute leben, wünschenswert, wenn der Mensch der „Zauberkraft“ seiner Augen, der Faszination und Selbst-Faszination wieder mehr Bedeutung beimisst. Das tut er z. B., indem er sich selbst als Beobachter schult und analysiert, was er im Laufe der Zeit so alles in sich selbst „hinein bildet“. Wenn er ein düsteres, klägliches Bild von sich zeichnet, ist das Zähneklappern und Wehklagen nicht weit.

Nicht zuletzt verändert die „Einbildungskraft“ psychologisch geschulter Menschen die Formumgebung des anderen. Dies geschieht u. a. in der Hypnosetherapie, beim NLP sowie in der schamanischen und okkulten Tradition. Hier liegen die Bildkräfte beim Therapeuten, Magier, Schamanen, die er versucht, nach Absprache mit dem Patienten während einer Sitzung auf diesen zu übertragen. Er wird damit quasi zu einer Art metaphysischem „Chirurgen“, einem Operateur oder salopp: Seelen-Klempner. Der Ausdruck: ‚Die Augen sind der Spiegel der Seele’ ist in diesem Kontext heute jedem ein Begriff.


Auf ein allseits *blickfangreiches* 2012!


Copyright © Anthera
 




Montag, 31. Oktober 2011

~ Samhain 2011 ~

Autor: Anthera


Ich bin nicht tot, ich tausche nur die Räume,
ich bin in Euch und geh’ durch Eure Träume.
-Michelangelo-




An Samhain – dem Ende des Sommers – erinnern wir uns traditionell in der Nacht auf den 01. November. Es heißt von jeher, dass die Grenzen zwischen Dies- und Jenseits in dieser Nacht besonders dünn gewebt sind und man leicht auf die jeweils andere Seite gelangen kann.

Das Sinnbild der sich öffnenden Gräber zu Halloween bedeutet, dass die Tore in die jenseitige Welt in jener Nacht weit offen standen. Aber auch die Jenseitigen können durch das Zeitfenster in das Diesseits gelangen und sich unter das menschliche Volk mischen.

Allerdings bezieht sich der Ursprung Samhains weniger auf losgelassene wilde Geister, sondern eher an das Andenken an die Ahnen. Totenfeiern wurden abgehalten, gemeinschaftliches Essen und Gelage an den Friedhöfen oder Grenzsteinen. Verstorbene wurden geehrt, in dem man ihre Bilder oder Gegenstände, die sie besaßen mit Blumen und Lichtern schmückte.

Den Ängstlichen wurde geraten, in dieser Nacht besser im Haus zu bleiben, weil sonst zu befürchten sei, dass diese sich in den Nebelwäldern des Jenseits verirrten und von Geistern, Feen oder Verstorbenen auf die andere Seite der bekannten Welt gezogen würden. Oder dass man sich auf unbekannten Pfaden verirrte, die plötzlich aus dem Nichts auftauchten, weil in der Nacht auf den 01. November plötzlich Weggabelungen erscheinen, die sonst im Jahr nicht zu sehen waren. Und man fürchtete, dass man sich auf unbekannten Wegen, auf fremden Äckern wiederfand, was ein Problem darstellte, wenn sich die Tore nach dieser Nacht wieder verschlossen und man auf der anderen – der fremden Seite gefangen war, womöglich sogar zu einem Geist werden musste, weil der Eingang zur Menschenwelt verschwunden war.

In der irischen Tradition ist Samhain auch die Nacht der Seelenfahrt zur Insel der Feen. Und Feen verlassen in jener Nacht ihre Hügelgräber, um sich an die gedeckten Tische der Menschen zu setzen und den schaurigen Geschichten von Menschen zu lauschen, die auf Geisterjagd gingen und die Irrlichter in Gläser sperrten, um sie sich in der dunklen Jahreszeit zu schenken.

In dieser Zeit schieben sich die Realitäten von Oberwelt (Himmel), Mittelwelt (Erde) und die Unterwelt also übereinander, Mythen und Legenden vermischen sich, sodass es einfach ist, sich in dieser Zeit mit der vorherrschenden Qualität zu verbinden, zu meditieren, den Verstorbenen zu gedenken oder Geister, Feen, Engel, Götter und Schutzheilige in sein Haus einzuladen bzw. sich an Orte zu begeben, an denen man der Natur und ihren Geistern am nächsten ist. Ein nächtliches Picknick an einem Grenzstein wäre ein solcher Ort. Oder die Mauer eines Friedhofs, ein alter abgelegener Teil eines Gartens, in dem verwilderte Gräber stehen, aber auch eine Hecke oder ein Zaun kann so ein symbolischer Ort sein, an den man ein Windlicht aufstellt oder eine kleine Schale mit Keksen und Nüssen abstellt.

Die Menschen gehören in dieser Nacht 12 Stunden zur „Nichtzeit“, was bedeutet, dass wir uns in dieser Zeit gezielt auf all die Dinge unseres Lebens konzentrieren können, die wenigstens hin und wieder eine Sicht außerhalb von Zeit und Raum erfordern. Wir nehmen sie sozusagen aus der Zeit heraus und können so in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft reisen. Deshalb wird Samhain auch als Zeit außerhalb der Zeit verstanden, in der man sich auf ein neues Jahr einstimmt, orakelt, Karten legt oder die Runen wirft, um dem Schicksal ein paar Einblicke zu entlocken.

Samhain bedeutet daher für mich auch ein kleiner Moment innerhalb der Ewigkeit, in welchem das Haus geputzt wird, ein kleiner Tisch gedeckt wird und die Fotos der Ahnen mit Blumen und Kerzen geschmückt werden. Gegenstände (Schmuckstücke, Uhren, Briefe), die wir von unseren Ahnen geschenkt oder vererbt bekommen haben, können gern dazu gelegt werden. Der restliche Tisch kann z. B. mit Herbstfrüchten und anderen Accessoires, z. B. einem Kürbis, Kastanien, Eicheln, farbige Blätter, Federn, Steine, Muscheln oder Wurzeln geschmückt werden.

Gedenk-Bildchen, Geschichten und Erinnerungen

Eine kleine Samhain-Anregung, die ich an dieser Stelle gern teilen möchte, weil ich sie so schön finde, um sich mit dem Gedenken an die Ahnen zu befassen, ist die Herstellung von kleinen „Gedenkbildchen“.

Auf ihnen werden Name, ggf. ein Foto Geburts- und Sterbedatum sowie kleine Erinnerungen notiert, die man mit dem Verstorbenen geteilt hat. Ein Gedicht, das erinnert oder kleine Geschichten, Redewendungen, die immer wieder benutzt wurden oder eine gemeinsame Erinnerung (weißt Du noch, als wir uns auf dem Berg verirrten und in einer Schutzhütte zwischen Schafen übernachteten?). Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt und der künstlerisch Begabte findet hier hunderte Gestaltungsmöglichkeiten.

Die Idee ist insofern sehr hübsch, weil man die Gedenkbildchen auch über das Jahr in einer schönen Schmuckdose verstauen und zu bestimmten Tagen im Jahr (Samhain/Allerseelen, Weihnachten oder Totensonntage) eben zum besonderen Gedenken herausnehmen kann.

Wir machen Erinnerungen damit greifbar. Und konservieren sie. Außerdem ist es ein schöner Brauch, solch eine „Familien-Erinnerungsschachtel“ einmal an die Kinder und Enkelkinder weiter zu geben, die ja leider oft nur noch wenig Bezug zur Generation der Urgroßmütter- und –väter haben. Darin können dann auch persönliche Briefe, kleinere Gegenstände, Fotos, Schmuckstücke, Großvaters Bleistiftzeichnung von 1928 oder Großmutters legendäres, handschriftliches Kuchenrezept aufbewahrt werden.

Ich wünsche allseits ein fröhliches Gedenken und Bewahren.

Merry Meet!
 


Copyright © Anthera
 





Mittwoch, 28. September 2011

~ 29. September (Michaelis): Tag der Engel ~

Autor: Anthera


Der 29. September ist der Festtag des Erzengels Michaels (Michaelistag) in den abendländischen Kalender eingegangen. Aus diesem Anlass möchte ich dieses Datum heute einmal in einem kurzen Exkurs betrachten und nicht nur im Sinne von Engelarbeitern im esoterischen, Engelverehrern im christlichen oder Engelmagier im magisch-okkulten Zusammenhang sprechen. Heutzutage gilt der 29. September aber auch als Gedenktag der Engel und Erzengel allgemein.

Michael ist uns als der streitbarste Engel zu einem Begriff geworden. Zu seinen bildlich dargestellten Markenzeichen zählen Rüstung, Schild und Schwert, jedoch wird ihm gelegentlich auch eine Waage als Attribut hinzugefügt, die die Wägung der Seelen von Verstorbenen symbolisiert. Aber auch das Aufwiegen unserer Entscheidungen, also das, was wir jeweils aus unseren Möglichkeiten geschöpft haben, wird mit dem Symbol der Waage auf eindrucksvolle Weise versinnbildlicht.

Michael ist aber nicht der Richter des Menschen, sondern sein Fürsprecher im Jenseits und Verbündeter. Er tröstete etwa Eva nachdem sie mit Adam aus dem Paradies verbannt wurde und half den Söhnen der ersten Menschengeneration und ihren Nachfahren in ein zivilisiertes Zeitalter. Engel hat es jedenfalls in unterschiedlichen Ausführungen und bereits vor dem Christentum gegeben. Zur Zeit der Antike gab es bereits einen jahrhunderte alten, in die heidnische Zeit zurück gehenden Verehrungskult um die geflügelten Söhne des Himmels, z. B. der Erzengel (dass es mehrere Arten von Engeln gibt und wie diese sich voneinander unterscheiden soll hier in der Kürze heute nicht Gegenstand sein). Der magische Aspekt stand damals der Zeit entsprechend auch wesentlich deutlicher im Vordergrund. Auch wenn sich Namen (möglicherweise mit ihren Aufgaben) über die Jahrhunderte und Jahrtausende wandelten, im spirituellen Kontext hat sich der Kult um die Engel erhalten und sie erfahren seit einigen Jahrzehnten wieder einen regelrechten Boom, wenn man sich die Buchregale, Räucherwaren, Talismane und anderen Artikel ansieht, die mit den Erzengeln in Zusammenhang gebracht werden.

Michael als Begleiter des Menschen gilt als eine der festen Instanzen durch alle Zeitalter der Menschheitsgeschichte hindurch und die Menschen aller Epochen haben ihn in ihre Zeit mit eingebunden, was ihn zu einem Wissensträger und Bewahrer der menschlichen Entwicklung macht, der eine wertvolle Informations- und Inspirationsquelle für uns „Heutige“ darstellen kann.

In jedem Fall hat er in all den Äonen die manchmal vermutlich recht undankbare Aufgabe übernommen, den Menschen auf seinem Weg in der materiellen Welt und durch alle Zeitalter hindurch zu begleiten. Er ist der Schutzpatron der Kämpfenden – und der Mensch ist nun mal auf seinen mal mehr oder weniger einfachen Pfaden des Lebens ein Kämpfer, der jeden Tag auf das Neue in die Herausforderung (den Kampf des Lebens) zieht und sich immer wieder neuen Aufgaben stellt, um das Gute (Lebensfreude) zu meistern und das Schlechte (Lebensmüdigkeit, Verzweiflung) zu bezwingen.

Tag der Abrechnung – des Gerichts – des Mutes – der Entschlossenheit - der Kraft

Der Michaelistag oder der Tag der Erzengel, ist der Tag im Jahr, der bis vor relativ kurzer Zeit noch als Zahltag für die Pächter und Kreditnehmer gefürchtet war. Andererseits steht die Zeitqualität gleichzeitig für Mut, Kraft und Entschlossenheit, seine Interessen für den nächsten Zeitabschnitt durchzusetzen. Dieser Tag kann deshalb gut im Zeichen des Mut- und Krafttankens stehen. Denn Mut, Kraft und Ausdauer benötigen wir z. B., um die anstehende kalte und dunkle Jahreszeit zu überstehen. Auch wenn wir heute nicht mehr mit den Widrigkeiten unser Vorfahren zu kämpfen haben, sind wir dennoch täglich mit z. T. neuen Herausforderungen konfrontiert, der eine mehr, ein anderer weniger.

Und aufgrund unserer persönlichen Herausforderungen und täglichen Alltagsscharmützel im Großen und Kleinen können wir diesen Tag dafür nutzen, uns mit der „Kraftquelle Michael“ (analog weist dieser auch Entsprechungen des ägyptischen Weisheitsgottes Toth oder dem Seelenwäger Anubis auf).

Nun mag vielleicht jemand fragen, wieso man sich ausgerechnet an diesem und nicht an einem anderen Tag mit den Engeln verbinden können sollte. Hier bleibt zu erwähnen, dass es bei der Handhabung kein Dogma gibt, im kultisch-magischen Sinn macht es jedoch Sinn, sofern man es sowieso vorhat, sich gleich an die entsprechende Tagesenergie anzuschließen, weil diese sowieso schon im Zeichen dieser Kräfte steht. Es fällt also i. d. R. leichter, sich einer eh schon bestehenden Gemeinschaft im Gedenken, im Gebet oder in Form eines persönlich gestalteten Rituals anzuschließen. Ein Samhain-Ritual wird man in der Regel auch an Samhain durchführen und weniger zu Ostara oder ein Erntedank-Ritual zum Erntedank. Andererseits spricht auch nichts gegen die Tatsache, dass einem auch während des Jahres eine reiche „Ernte“ beschert wird, was selbstverständlich auch ein „Erntedank“-Ritual z. B. im Januar zur Folge haben kann.

Möglich sind hier natürlich auch alle Formen einer hierarchisch strukturierten Ordens-Ritualistik unter Einbeziehung der astrologischen, ritualmagischen, geomantischen oder sonst wie gearteten Aspekte, aber das bleibe an dieser Stelle jedem selbst überlassen.

Der „Mutproben“-Tag

Der Michaelistag und seine Qualität können wir wieder aktiver beleben, wenn wir uns die Qualität und die Möglichkeiten zur Umsetzung in einigen Beispielen vor Augen führen:

Michael ist die Personifikation der Standhaftigkeit, er weicht nicht zurück, selbst wenn er fürchtet – wie er es tat - er könne dem Drachen unterliegen. Er lehrt uns daher, dass Streit und Auseinandersetzung zum Leben gehören, und dass man auf seinem Weg immer wieder an Scheitelpunkte kommt, an denen man um seiner selbst Willen zu seinen Überzeugungen stehen muss.

Der 29. September ist daher ein guter Tag, um uns mit der Kraftquelle Michael zu verbinden und eine persönliche MUT-Probe zu begehen. Mutproben klingen zunächst einmal seltsam. Nach Abenteuerspielplatz, Kindheit, Ferienlager, die viel zu steile Rutsche oder der viel zu hohe Sprungturm. Und man denkt zunächst einmal an die Zeit zurück, wann man seine letzte Mutprobe bestanden hat. Und wie es war, als man sich nicht traute.

Jedoch scheint es nur so als lägen diese Erinnerungen fast ausschließlich in der Kindheit begraben. Denn tatsächlich haben wir es in unserem stressigen Alltagsleben ständig mit irgendwelchen Mutproben zu tun. Wir erkennen sie nur nicht als solche.

Die Mutprobe, die Wahrheit zu sagen, auch wenn eine Lüge bequemer wäre.

Die Mutprobe, einen Neuanfang zu wagen, weil sich das alte Leben überholt hat.

Die Mutprobe, einen lieben Angehörigen im Krankheits- und Sterbeprozess zu begleiten.

Die Mutprobe, für seine Überzeugungen/seinen Glauben einzustehen… usw.


Wir können uns also einen ruhigen Raum schaffen, etwas Räucherwerk und eine rote Kerze anzünden (die Farbe Rot wird u. a. mit Michael in Verbindung gebracht, allerdings spielt die Kerzenfarbe eine tatsächlich untergeordnete Rolle, es wird genauso gut mit einer weißen Kerze funktionieren, wichtig ist dabei das persönliche Empfinden) und z. B. über die Rolle der Engel im Bezug auf den Menschen meditieren. Gern kann auch der persönliche Schutzengel oder andere Erzengel mit einbezogen werden.

Nun können wir im Geiste die Situationen durchgehen, in denen wir im Leben schon über uns hinausgewachsen sind. Wo haben wir uns mal etwas getraut und waren danach stolz auf das Erreichte? Wo hätten wir gern mehr Mut und Kraft gehabt, unsere Überzeugungen und Ideen, unsere Lebenskonzepte und Bedürfnisse anzusprechen und umzusetzen, z. B. bei der Wahl des Berufs.

Wo haben wir möglicherweise Unklarheiten in Partnerschaften? Unausgesprochene Dinge, die schon längst einer Klärung bedürfen. Aber bei denen wir bisher nicht den Mut aufbringen konnten, sie dem Partner, dem Kind, dem Chef oder den Eltern mitzuteilen.

Wo haben wir resigniert? Vielleicht bei der Arbeitssuche. Du hast 300 Bewerbungen geschrieben und bisher keine wirkliche Zusage sondern nur Absagen und Vertröstungen erhalten? Der Mut hat Dich verlassen und Du hast keine Kraft mehr, weil Du diesen Weg sinnlos findest.

Haben wir den Kontakt zu jemandem abgebrochen, den wir heute schmerzlich vermissen? Wir haben nicht den Mut, den ersten Schritt zur Versöhnung zu gehen.

Oder sind wir unzufrieden mit einer momentanen Situation (z. B. Arbeitsstelle, Wohnung), und haben nicht den Mut, neue Wege zu gehen, auch wenn diese noch scheinbar im Dunklen liegen.

Oder vielleicht sind es ganz banale und harmlos erscheinende Dinge, die vielleicht eine Mutprobe erfordern. Zum Beispiel die Angst vor Dunkelheit, Spinnen oder einem Spaziergang in der freien Natur wenn es dunkel wird.

Oder die Angst vor dem Versagen (Prüfungsangst), die Angst vor dem Leben generell.

Die Angst vor dem Alleinsein und die sich selbst auferlegte Mutprobe, mal ein Wochenende ganz allein ans Meer zu fahren, allein im Hotel frühstücken und sich selbst in der Zeit ein guter Freund zu sein.

Wir suchen uns eine Mutprobe aus, die wir erfüllen wollen, besiegeln diese Absicht mit den Engeln als Zeugen des Rituals, bitten sie (und/oder Michael) um Unterstützung, Kraft, Mut und Durchsetzungskraft und verbinden uns bewusst mit den Eigenschaften, die wir in uns verstärken wollen. Das, was uns hindert, mutig, kraftvoll, entschlossen und durchsetzungsfähig zu sein, wird mit Bitte um Verwandlung (auch: Transformation) in die Hände der Engel abgegeben.

Danach planen wir die Durchführung der Mutprobe, setzen diese an einen bestimmten Tag fest (wenn es nicht sofort zu erledigen ist, wie z. B. der einsame Spaziergang durch den angrenzenden Wald am helllichten Tag und für die ganz Mutigen bei Beginn der Dunkelheit) schätzen ihren „Wert“ in Form der zu erwartenden „Belohnung“ an uns selbst und führen sie durch. Merke: Hierbei sind die eigenen Grenzen natürlich zu respektieren und darauf zu achten, dass sich keiner Gefahr ausgesetzt wird. Es geht lediglich um Anregungen, sich für eine bewusste Veränderung eines wiederkehrenden Musters zu entscheiden und diese dann konsequent aufzugreifen.

Auf den erfolgreichen Abschluss der Mutprobe steht die Belohnung. Dass, was wir uns selbst oder innerhalb einer Gruppe an uns selbst gerichtet als Belohnung zugesagt haben, wird möglichst umgehend erfüllt.

Ich wünsche allerorts einen „interreligiösen“, toleranten und segensreichen
Engel-Gedenk- und -Danktag.

 


Copyright © Anthera
 




Sonntag, 31. Juli 2011

~ Huna – Ein magisches Weltbild ~

 
Autor: Anthera
 

Der Sprachwissenschaftler Max Freedom Long gelangte in den 1920er Jahren zu den Ureinwohnern Hawaiis, um ihre Sprache und faszinierende Naturreligion zu erforschen. Basierend auf seinen Aufzeichnungen entstand die Huna-Lehre, ein auf magisches Denken und Handeln aufbauendes System zur aktiven Lebenshilfe. Und auch wenn heutige Ureinwohner aus Hawaii die Huna-Lehre als nicht „authentisch“ bezeichnen, möchte ich mich dem Inhalt widmen, der es – egal wer nun die rechtmässige Quelle für sich beansprucht – meiner Meinung nach verdient hat, genauer betrachtet zu werden.

Die Magie der Kahunas bzw. das, was wir heute darunter verstehen, wenn wir den Lehren Freedom Longs oder des Psychologen und Schamanen Kahili King folgen - lehrt seit einigen Jahrzehnten auch dem abendländischen Kulturkreis das Prinzip von den 3 Selbsten, die das menschliche Wesen ausmachen. Diese Trinität begleitet ausnahmslos jedes Individuum und bleibt nach dem Verständnis der Kahunas bzw. deren Befürworter über den Tod hinaus bestehen. Diese 3 Selbste unterteilen sich wie folgt in:

• Unterbewusstsein
• Tagesbewusstsein
• Überbewusstsein

Das Unterbewußtsein hat zwar ein Erinnerungsvermögen, es speichert alle wesentlichen Erfahrungen und Informationen, die für das tägliche Leben benötigt werden, doch mangelt es ihm an „Vernunft, Logik, Verstand“, es erzeugt vielmehr alle Emotionen (Wut, Angst, Freude, Neugier) und beherbergt diese.

Das Tagesbewusstsein ist ohne Erinnerungsvermögen, aber vernunftbegabt. Es unterscheidet aufgrund der ihm innewohnenden Entscheidungsfähigkeit.

Das Überbewußtseins mit seiner hohen Geistigkeit ermöglicht dem Menschen eine Art Schauung. Es ist als einziges der drei Bewusstseinsstufen in der Lage, kosmische Zusammenhänge zu erkennen und u. a. zukünftige Dinge zu sehen bzw. zu erahnen, resp. wenn sie auf seiner Bewusstseinsebene bereits kristallisiert, geplant, projektiert, also erschaffen sind.

Schattenkörper und Seelenstoff

Die Wohnungen dieser drei Bewusstseinsstufen sind die drei sogenannten Schattenkörper (da sie aus unsichtbarer bzw. einer schattenartigen Substanz bestehen). An diesen Schattenkörpern haften Verbindungsfäden (Schattenfäden), an welchen entlang sich der Schamane, Priester oder Magier tastet, um mit einem bestimmten Gegenstand oder Lebewesen „Verbindung“ aufnehmen zu können (Stichwort Telepathie, Psychometrie, Kristallomantie und verwandte Phänomene).

Der Schattenkörper des Unterbewusstseins ist der dichteste und hat die Eigenart, an allem haften zu bleiben, was wir berühren (auch durch Sehen, Denken und Fühlen). Es ist daher also möglich, dass wir bestimmte Formen von individuellen Signaturen über die Schattenfäden wahrnehmen können. Der Schamane oder Magier bedient sich in seinen Ritualen dieser Schattenfäden, um eine andere Person (oder Wesenheit) zu sich zu rufen, in ihren Absichten zu lesen, zu heilen oder auch zu verwünschen.

Die Schattensubstanz kann u. a. über die Augen aus dem Körper treten und auf das Umfeld einwirken. Ein bekanntes Phänomen, das weltweit bekannt ist und in jeder Kultur einschließlich der unseren vorgekommen ist in diesem Zusammenhang der böse Blick.
Dabei wird angenommen, dass der Blick eines Menschen, dessen Seelenstoff „böse“ ist, selbst Bosheit verursacht, d. h. Unheil anrichtet und sogar töten kann. Aus diesem Grund werden bis heute z. B. Neugeborene überall auf der Welt vor dem Blick Fremder geschützt. Und bis heute gilt diese Vorstellung des schadhaften Blickes in den meisten Ländern der Erde noch als gegeben.
Weniger bekannt in unserer zivilisierten Welt ist die Annahme, dass analog zum bösen Blick auch der gute Blick existiert und zelebriert wird, was sich u. a. in der Heiligen-Verehrung widerspiegelt. Der Blick eines Gesegneten, eines Priesters, eines Königs, eines Helden (oder die moderne Form: eines Popstars!) „färbt ab“ und wird somit zum Heil des Schauenden. Dazu evtl. zu einem späteren Zeitpunkt ein ausführlicherer Beitrag.

Die Kahunas sowie andere Kulturkreise mit ausgeprägten magischen Einflüssen nehmen an, dass alle Dinge und Wesen einschließlich der Pflanzen, Mineralien, Götter und Schutzgeister Schattenkörper besitzen. Sogar Gedanken formen einen entsprechenden Schattenkörper, der sich für den Schattenkörper eines anderen Wesens, das sich im gleichen Radius befindet oder in einen Radius hineingezogen wird (z. B. in einem magischen Akt), auf physischer Ebene wahrnehmbar materialisiert.

Die Schattenkörper-Substanz gilt als idealer Leiter und Speichermedium der Elektrovitalkraft (Mana), die besonders bei magischen Praktiken als Informationsträger hergenommen wird. Huna ist ein in sich geschlossenes, magisch-psychologisches Prinzip, das in seiner Essenz, wie andere auf magischem Denken basierende Modelle, sehr interessant und inspirierend ist. Huna ist eine Möglichkeit (von vielen) die den Menschen zeigt, wie er vom mittleren Selbst aus (ich nenne es weiter oben Tagesbewusstsein) mit dem unteren und dem hohen Selbst in Kontakt treten kann.


Auf einen segensreichen, inspirierenden August!

 

Copyright © Anthera
 




Dienstag, 31. Mai 2011

~ Der Atzmann ~

 
Autor: Anthera
 


Unter dem Begriff Atzmann versteht man im Allgemeinen eine Figur oder Puppe, die zu einem magischen Zweck hergestellt wurde. Diese stellt im sympathiemagischen Sinn den Stellvertreter eines Menschen dar, auf den mithilfe magischer Beschwörungen und auf eine bestimmte Weise bewusst Einfluss genommen werden soll.

Im magisch-okkulten Verständnis stehen der Mensch und sein Abbild in einer analogen Beziehung zueinander, d. h. das Einwirken auf den Stellvertreter hat die direkte Auswirkung auf den Menschen zur Folge.

Weniger erhalten hat sich hingegen die Vorstellung, dass die Sympathiemagie bzw. der Analogiezauber sich auch für konstruktive Zwecke – also nicht im Sinn der Schädigung, sondern im Sinn der Stärkung, Umkehrung oder Transformation einer ungünstigen Position einsetzen lässt.

Etymologisch stammt der Begriff „Atzmann“ wahrscheinlich vom Wortstamm atzen, ätzen, verzehren oder tilgen. Der Atzmann wird daher auch als Personifikation jener Kraft verstanden, die [etwas] schwinden lässt, weshalb er auch mit allen charakteristischen „Zehr-Krankheiten“, wie z. B. Schwindsucht, Typhus, Malaria (im Mittelalter noch weit verbreitet) und Pocken identifiziert wurde.

Beim Atzmann der mittelalterlichen Kirchengeschichte handelt es sich um eine offenbar in Vergessenheit geratene Besonderheit. Ein Zeugnis magischer, vermutlich sogar teilweise heidnischer Bräuche, deren Wurzeln so alt sind, dass sie zum heutigen Zeitpunkt nicht mehr (oder noch nicht wieder) abschließend zugeordnet werden können.

Der Zweck des Atzmannes z. B. im Ostchor zum Naumburger Dom, war sicher nicht das Tragen eines Pultes, sondern es liegt eher nah, dass der Atzmann etwas, das sich auf dem „Pult“ befand, präsentierte. Etwa eine Liste, aus der Namen vorgelesen wurden usw. Erhalten hat sich bis heute nunmehr eine sehr vage Vorstellung des „Pultträgers“, die aber bei genauerer Betrachtung selbst in Fachkreisen mehr Fragen als Antworten aufwirft.

Denn der Atzmann als Skulptur oder Statue taucht historisch belegt ab dem 13. Jahrhundert auf und verbreitete sich in den nächsten Jahrzehnten und Jahrhunderten ziemlich schnell. Wer oder was ihm als Vorbild diente, ist hingegen unbekannt. Um ihn als eine „Modeerscheinung“ sehen zu können, müssen allerdings das vorherrschende Weltbild und die Lebensumstände der mittelalterlichen Gemeinschaft in die Überlegungen mit einbezogen werden.

Zur Zeit der ersten Atzmänner, dem der Atzmann im Naumburger Dom ca. 200 Jahre später folgte (zu einer angenommenen Hoch-Zeit der Atzmänner) waren die Evangelien keine normalgewichtigen Bücher, die man während der heiligen Messe auf ein Lesepult stellte. Vielmehr handelte es sich bei den Evangelien- und Chorbüchern des 13. und der Folge-Jahrhunderte um derart gewaltige und reich verzierte Handschriften, dass im Dom-Inneren eigens dafür geschaffene Buchpulte – so groß wie kleine Hütten -existieren, auf denen die großen Bücher abgelegt wurden. Es ist vollkommen ausgeschlossen, dass der Atzmann deshalb die Funktion hatte, die überdimensionalen, häufig 70 – 80 Kilo schweren Bücher während der Messen zu halten. Das „Pult“, welches der Atzmann trägt, ist dafür zu klein und viel zu schmal.


Der Atzmann als „Verzehrer“ oder “Tilger“

Der Atzmann könnte in seiner Personifizierung als eine zehrende oder verzehrende Kraft ein „Tilger“ gewesen sein und auch innerhalb eines Ritus’ diese Funktion eingenommen haben. Da uns u. a. aus den Jahrhunderten um die mysteriösen Atzmänner bekannt ist, dass diese in einem analogiemagischen Zusammenhang bzw. eines bestimmten „Zehr-oder Schwind-Ritus’ stehen.

Zunächst lag die Überlegung nah, der Atzmann könnte mit den Totenmessen des Mittelalters in Zusammenhang stehen. Die Totenmesse wie wir sie heute kennen (Requiem) gibt es in seiner heutigen Form erst seit relativ kurzer Zeit. Im Mittelalter gab es einen anderen Ritus. Und wir wissen nicht, ob der Atzmann dort vielleicht eine Rolle gespielt haben könnte, indem er z. B. eine Liste der Namen von Verstorbenen hielt, die naturgemäß nicht so umfangreich war wie die Evangelien und auch ständig erweitert oder gar erneuert wurde. Die Namen der Verstorbenen wurden damals wie heute am Ende des (Kirchen)Jahres verlesen. Möglicherweise war der Atzmann also derjenige, der die Namen der Verstorbenen aus dem Buch des Lebens tilgte/ätzte. Dann wäre allerdings ein Rätsel, warum der Zweck des Atzmanns nicht überliefert wurde, wo doch heute noch Namen der Toten aus einer Jahreschronik verlesen werden. Es ist daher wahrscheinlich, dass die Funktion des Atzmannes mit heutigen Kirchenriten nicht mehr in Einklang zu bringen ist und daher vergessen wurde.

Da im Mittelalter Mystik, Magie und Religion Hand in Hand gingen, wende ich mich einer weiteren „Zehr“-Möglichkeit zu, deren Erinnerung in den letzten Jahrhunderten aus dem allgemeinen Bewusstsein gerutscht ist.


Der Atzmann in Verbindung mit dem Kirchenbann

Zu der Zeit, in die die noch erhaltenen Atzmänner und ihre Vorlagen datiert werden, war es ein übliches Prozedere, dass einige Zeitgenossen unter den Kirchenbann gestellt wurden. In der Regel waren dies Ketzer, weniger Hexen (wie man im Allgemeinen nach wie vor gern glaubt), sofern die Hexe sich nicht in ketzerischer Absicht über die Kirche oder den christlichen Glauben äußerte. Tatsächlich befassten sich nur sehr wenig Päpste mit der Hexenverfolgung, viel mehr wog die Verfolgung der Ketzer, also Menschen, die die Kirche offen kritisierten, ihr abschworen, heidnische Rituale durchführten und dazu die Sakramente der Kirche missbrauchten. In den Augen der Kirche wogen diese Verfehlungen schwerer als so manch kleiner Gebrauchs-Hexenzauber und man verwendete den Großteil der Zeit im Aufspüren ketzerischer (Geheim-)Organisationen.

Für den „Großen Kirchenbann“ wurden entsprechende Messen abgehalten und die Namen der Gebannten während der folgenden Gottesdienste von einer „Bannliste“ verlesen. Die Ketzer wurden also ganz bewusst nicht vergessen, sondern in jeder nachfolgenden Messe wurde der Bann wiederholt und die Kirchgänger vergaßen dadurch nicht, wer aus der Gemeinschaft der Gläubigen ausgeschlossen wurde, wer die Kirche nicht mehr betreten durfte oder wer sich allen öffentlichen Veranstaltungen wie Jahrmärkten, Schaukämpfen, Hochzeiten usw. fernzuhalten hatte. Der Ausschluß des Ketzers wirkte sich auf sein gesamtes, öffentliches Leben aus. Und darüber hinaus betraf es ihn auch im Tod, denn als „Abgefallener“ konnte er nach damaliger Überzeugung nicht in die Gemeinschaft der Seligen aufgenommen werden und war allenfalls auf die Fürbitten der Lebenden angewiesen. Der Atzmann hier also als Wegbereiter des „Fegefeuers“ (Verzehr-Feuers). Und ein „Chronist“ der aus der Gemeinschaft verworfenen Ketzer. Als ein Mahner, der das Buch jener Namen in den Händen hält, die aus der Gemeinde der Gläubigen gestrichen (geätzt) wurden.

Fakt ist: Man hat die wenig verbliebenen Atzmänner irgendwann (vielleicht nach einem Konzil?) in die Ecken der Dome gestellt und ihren Sinn und Zweck über die Jahrhunderte vergessen.

Aber die Namen, mit denen diese Figuren verbunden waren, sind wahrscheinlich unauslöschlich in den Gedächtnisspeicher einer früheren Kultur und deren Menschen graviert. Als direkt oder indirekt Betroffene, Verwandte oder Nachbarn, Mitglieder des Dorfes und in ihrer ganz individuellen Rolle innerhalb jener Dorf- oder Stadtgemeinde. Als Bäcker, Wirt, Magd, Barbier oder Hufschmied.

Und wer einmal eine geachtete Stellung hatte und unter die Kirchenbann des Atzmannes fiel - wenn es denn so gewesen ist – der stieg auch gesellschaftlich ab und konnte nur noch einem unehrbaren Beruf, z. B. dem des Totengräbers, des Abdeckers/Schinders oder der Prostituierten nachgehen.


Wie dem auch sei: Ich hoffe zumindest, dass der Atzmann für einen „Andreas“, der ihm im 17. Jahrhundert begegnete, eine nicht mehr ganz so verheerende Wirkung gehabt hatte. Denn dieser hatte sich auf der Brust des Atzmannes im Naumburger Dom verewigt. Wenn die Jahreszahl (1653) stimmt, könnte dieser Andreas vielleicht jemand gewesen sein, der entweder nicht vergessen werden wollte oder jemand anderes hat seinen Namen auf die Brust des Atzmannes geritzt, um für immer in Andreas’ Gedächtnis zu bleiben.

Vielleicht war es im Jahr 1653 eine verliebte Braut und mit dem Ritzen des Namens auf die Brust/das Herz des Atzmannes (wir erinnern uns: der ja im analogiemagischen Zusammenhang den Stellvertreter einer Person darstellt) machte sie ihre Liebe unsterblich. Was ihr ja – wenn es denn so war – auch irgendwie gelungen ist…

 
 

Copyright © Anthera
 





Dienstag, 26. April 2011

~ Beltane (Walpurgisnacht) 2011 ~

 
Autor: Anthera
 


Der Winter ist vorbei und die Natur ernährt den Menschen wieder. Dieses immer wiederkehrende Prinzip drückt sich in einem der wohl wichtigsten Feste der Hexen-, Druiden- und Heidenszene aus.

Das Wort Beltane ist irischer Herkunft (bealtaine) und kennzeichnet den Monat Mai. Das Fest anlässlich Beltane/Beltaine (auch Walpurgis- oder Freinacht) gilt als eines der Hauptfeste im magischen Jahreskreis. Es ist möglich, dass es sich hierbei ursprünglich um das 1. Fest im Jahreskreis handelte und daher den Jahresbeginn der Altvorderen markierte. Der Vollständigkeit halber sei hier erwähnt, dass andere Interpretationen hingegen den 01. November (Samhain) für den Jahresbeginn annehmen.

Nach dem Winter übernimmt nun Mutter Natur wieder die Herrschaft über die Erde und kümmert sich um die Versorgung aller Lebewesen durch das Hervorbringen reicher Früchte.

Die ‚keltischen’ Jahreskreisfeste unterteilen sich traditionell in Mond- und Sonnenfeste. Beltane (ein Mondfest) wird genau genommen zum jeweils 5. Vollmond nach dem Julfest gefeiert, der in etwa um den Monatswechsel von April auf Mai liegt. Es ist die Zeit der Aussaat, denn im Frühling wird die Basis für die Ernte im folgenden Herbst geschaffen.

Der Sonnengott ist nun zum jungen, fruchtbaren Mann herangereift und vereint sich mit der Mondgöttin, um neues Leben zu erschaffen. Beltane symbolisiert deshalb auch das Fest der Fruchtbarkeit, die Vereinigung von Göttin und Gott.

Da wir als moderne Menschen längst nicht mehr an eine Dorfgemeinschaft mit ihren Ritualen und Jahresfesten angebunden sind und jeder von uns den eigenen Alltag, Familie, Beruf und Berufung zu arrangieren hat, bietet sich an, die Feiern der Jahreskreisfeste auf das dem entsprechenden Vollmond folgende Wochenende zu verlegen. Die Nacht zum 1. Mai bietet sich nicht zuletzt deshalb für ein kleines oder größeres Fest an, da viele von uns am 1. Mai frei haben.

Der Ort

Im Zentrum des Ritual-Platzes (evtl. eine Waldlichtung oder ein ungestörter Ort in einem Park, an einem See, in einem Garten oder auf dem Grundstück eines Priesters) wurde für das Ritual ein Loch in den Boden gegraben und mit Zweigen und Ästen gefüllt. Alternativ eignet sich auch ein feuerfester Kessel oder Feuerkorb, der auf eine Sandstelle bzw. einen feuerfesten Untergrund gestellt und mit Holzscheiten zu einer Brennstelle vorbereitet wird. Um das Loch herum werden handgroße Steine gelegt, damit sich das spätere Ritual-Feuer nicht ausbreiten kann. 4 große Stumpenkerzen in den Farben gelb, rot, blau und grün symbolisieren die Präsenz der 4 Wächter und stehen um die Feuerstelle, ausgerichtet nach den Himmelsrichtungen und in der entsprechenden Farbe ihrer Elemente: Beginnend nach Osten (Luft) in der Farbe gelb, nach Süden (Feuer) in der Farbe rot, nach Westen (Wasser) in der Farbe blau und nach Norden (Erde) in grün. Alternativ und der Einfachheit halber können gern auch 4 weiße Stumpenkerzen aufgestellt werden.



Das Fest

Im Folgenden findet sich ein Vorschlag für ein Gruppenritual. Es steht der Gruppe natürlich frei, auf welche Weise sie ihr Ritual im Einzelnen gestaltet. Häufig wird der traditionelle Altar aufgebaut, auf welchem sich die zu benötigten Utensilien wie die magischen Werkzeuge befinden. Dieser Altar kann auch Teil der Natur selbst sein, z. B. ein Findling oder Stein, auf dessen Oberfläche die Ritualgegenstände abgelegt werden, ein Baumstumpf, eine Erhöhung oder ganz schlicht ein Tuch auf dem Boden.

Für das folgende Ritual wäre es schön, wenn jeder Teilnehmer mitbringt (bitte ggf. entsprechend umgestalten oder ergänzen):

• 1 Kerze (Farbe egal, kann aber auch gern das Anliegen, das man mit zum Ritual bringt symbolisieren, z. B. rot für Liebe, gelb für Geldangelegenheiten, grün für Gesundheit, violett für geistige Kraft etc.).
• Blumen
• Zettel mit einem Wunsch
• Kleinen Beitrag zu Speis und Trank


Zunächst beschreibt ein Priester bzw. Ritual-Leiter den Versammelten den Verlauf des Rituals. Es sind nicht immer nur eingeweihte Hexen/Magier/Wiccas etc., die zusammen kommen und deren Rituale innerhalb ihrer Zirkel natürlich alle sehr unterschiedlich ausfallen, sondern es können immer auch Menschen eingeladen werden, die vorher noch kein magisches Ritual zelebriert haben.

Nach der allgemeinen Einführung kennt jeder den groben Ablauf und kann entscheiden, ob er bleiben und an der Zeremonie teilnehmen möchte. Späteres ‚Umentscheiden’ sollte sich selbst und allen anderen allerdings erspart werden.

Das Ziehen des magischen Kreises und die Anrufung der 4 Wächter

Der Priester/Ritualleiter kündigt das Ziehen des magischen Kreises an. Jedem wird dadurch noch einmal die Möglichkeit gegeben, etwas „Dringendes“ zu erledigen oder zu besorgen, das er innerhalb des Kreises benötigt (hier unbedingt in den Kreis mitnehmen: die o. g. Blumen, die Kerze, den Wunschzettel, evtl. eine Decke), weil er den Kreis dann bis zum Ende des Rituals nicht mehr verlassen sollte. Die Rituale können je nach Größe der Gruppe manchmal auch gut 2 Stunden betragen.

Euros im Osten

Wir stellen uns jetzt in einem Kreis auf, ein Priester umrundet den Kreis einmal im Uhrzeigersinn und schließt ihn nach Osten hin ab. Nun werden die 4 Wächter gerufen, beginnend im Osten mit der Anrufung des Euros. Dazu wendet sich die gesamte Gruppe nach Osten. Euros wird hier verstanden als der Herrscher oder Gott des Elements Luft. Er befehligt die Winde und die Anrufung zielt auf den Schutz des Kreises durch die Wind- und Luftgeister ab. Der Priester zeichnet mit der Athame (andere verwenden einen Zauberstab oder Blitzbündel) ein Pentagramm in die Luft und ruft dabei: „Euros, Euros, Euros. Wir rufen Dich, Herr des Westens, König der Winde und Meister aller Luftgeister. Auf dass Du diesen Kreis beschützt und uns mit Deiner Kraft erfüllst. Dafür erbieten wir Dir (alle): „Heil und Willkommen.“ Ein zweiter Priester zündet für die Anwesenheit Euros’ symbolisch die große Stumpenkerze (Farbe gelb) am Boden um die Feuerstelle an, die nach Osten zeigt.

Notus im Süden

Die Gruppe wendet sich nach Süden. Hier wird Notus angerufen, der Herrscher des Südens, Sonnenkönig und Herr über das Feuerreich. Wieder beschwört der Priester den Wächter und bittet ihn, den Kreis zu schützen und Zeuge des Rituals zu werden: „Notus, Notus, Notus. Wir rufen Dich, Herr des Südens, König des Feuers, der Vulkane und aller Feuergeister. Auf dass Du diesen Kreis beschützt und uns mit Deiner Kraft erfüllst. Dafür erbieten wir Dir (alle): „Heil und Willkommen.“. Bei der Anrufung zeichnet das Pentagramm wieder in die Luft. Der zweite Priester zündet daraufhin die rote Stumpenkerze um die Feuerstelle an, die nach Süden zeigt. Die Anwesenheit Notus’ wird damit symbolisch dargestellt.

Zephyrus im Westen

Die Gruppe wendet sich nach Westen und ruft den Herrscher über das Wasser, die Flüsse und Meere, Zephyrus. Wieder wird das Pentagramm in die Luft gezeichnet und der Priester beschwört 3mal Zephyrus, den Kreis zu schützen und das Ritual zu bezeugen. Er spricht wie zuvor ebenfalls die Worte und dann den A: Dafür erbieten wir Dir, woraufhin wieder alle gemeinsam antworten: Heil und Willkommen. Die blaue Stumpenkerze in Himmelsrichtung Westen wird entzündet.

Boreas im Norden

Dann wendet sich die Gruppe nach Norden, wo sie Boreas, den Herrscher der Erde, der Berge und Täler beschwört. Es folgt wie oben das Pentagramm in die Luft und die Anrufung Boreas, den König der Erde und Herrscher aller Erdgeister, Zeuge des Rituals zu werden und den Kreis zu schützen. Die grüne Stumpenkerze in Richtung Norden wird entzündet.

(Anmerkung: Alternativ können anstelle der farbigen Kerzen auch 4 weiße genommen werden).

Es brennen nun alle 4 großen Kerzen um die Feuerstelle. Die Wächter sind präsent.

Die Reinigung/Segnung durch die 4 Elemente

Der Kreis ist nun geschlossen und sollte bis zum Ende des Rituals von keinem mehr verlassen werden. In dringenden Fällen kann der Priester an einer Stelle den Kreis öffnen und dann wieder verschließen, jedoch stört eine jede Unterbrechung den Ritualablauf sowie die Konzentration der Gruppe und sollte daher unterlassen werden.

Nachdem der magische Kreis gezogen wurde, wird zur Reinigung und Segnung der Anwesenden mit allen 4 Elementen übergegangen.

Mit Feuer und Luft (Rauch)

Ein Priester/eine Priesterin hält dafür eine Schale mit Räucherwerk in der Hand bereit, dazu vielleicht eine Feder, mit der er/sie den Rauch verteilen kann, tritt im Uhrzeigersinn vor den 1. Teilnehmenden und beginnt mit der Reinigung und Segung, indem er/sie die Räucherschale 2-3 mal von unten (Füße) bis nach oben am Teilnehmer entlang führt und diesen damit in den Rauch hüllt. Dabei spricht er: „Ich erfülle Dich mit Feuer und mit Rauch. Sei gesegnet.“ Der Teilnehmer antwortet: „Sei auch Du gesegnet.“ Dann tritt der Priester vor den nächsten Teilnehmer und führt das gleiche Prozedere durch, bis alle Mitglieder des Kreises mit Feuer und mit Rauch erfüllt sind.

Mit Wasser und Erde (Salz)

Sobald der Priester mit der Räucherschale beim 3. oder 4. Teilnehmer angekommen ist, beginnt parallel der zweite Priester/Priesterin mit der Segung/Reinigung der Teilnehmer durch die beiden Elemente Erde (symbolisiert durch das Salz) und Wasser. Dazu hält er/sie eine Schale mit Wasser in seinen Händen, in die zuvor mit einem Gebet Salz eingerührt wurde (z. B. mit der Athame). Er tritt ebenfalls vor den 1. Teilnehmer im Kreis, der zuvor schon mit Feuer und Rauch erfüllt wurde, taucht einen Finger in das Salzwasser, berührt Lippen und Stirn des Teilnehmers und spricht: „Mit Wasser und Salz reinige ich Dich. Sei gesegnet.“ Worauf der Teilnehmer wiederum antwortet: „Sei auch Du gesegnet.“

Dann tritt der Priester vor den Nächsten im Kreis usw. bis schließlich alle Teilnehmer von allen Elementen (Feuer+Rauch/Luft und Wasser+Salz/Erde) gereinigt und erfüllt sind.



Die mitgebrachten Opfer kommen zum Einsatz

Das Holz der Feuerstelle (oder innerhalb eines Kessels) wird entzündet. Der Priester bittet die große Göttin/den großen Gott, die Opfergaben der Teilnehmer anzunehmen und die mitgebrachten Wünsche zu erhören.

Nun tritt jeder Teilnehmer mit seinen Blumen, der Kerze und dem Wunschzettel einzeln an die Opferstelle heran, um die bereits die 4 Stumpenkerzen der Wächter brennen. Die mitgebrachten Blumen verteilt er nacheinander um die Opferstelle, zündet dabei an allen 4 Wächterkerzen seine eigene mitgebrachte Kerze an und stellt diese in den Kreis um die Opferstelle. Er wirft seinen Zettel mit dem Wunsch, dem Anliegen oder einer magischen Sigille, die seinen Wunsch symbolisiert, in die Feuerstelle, spricht oder denkt sich ein „So sei es!“ und entfernt sich wieder an seinen Platz innerhalb des Kreises.

Dieser Vorgang wiederholt sich bis jeder seine Blumen verteilt, seine Kerze an den Wächterkerzen entzündet und seinen Wunsch ins Feuer geworfen hat.

Invokation / Evokation

Es folgt die Invokation der Gottheit. Dazu stellt sich das Medium in die Mitte des Kreises. Die Teilnehmer beginnen zu chanten und den Gott bzw. die Wesenheit zu beschwören, damit er sich durch das Medium (den Invozierenden/die Invozierende) zeigt.

Wird eine weibliche Gottheit invoziert wird, kann z. B. der Chant der Großen Göttin gesungen werden, eine bekannte Version lautet z. B.: Isis-Astarte-Diana-Hekate-Demeter-Kali-Inanna. Der Chant wird von allen gesungen, einige Minuten wiederholt und dabei in der Intensität gesteigert, damit sich die Kraft der Göttin durch die Kraft der Gruppe leichter manifestieren kann.

Wird ein männlicher Gott invoziert, kann die folgende Version als Mantra verwendet und ggf. umgestaltet werden:Wodan-Bacchus-Lugh-Belanos-Cernunnos-Pan-Osiris. Die Teilnehmer singen bzw. rufen die Gottheit in das Medium „hinein“ (=in-vocare). Ist das Medium invoziert, macht es sich bemerkbar, woraufhin der Gesang verstummt und alle Teilnehmer in die anwesende Energie hineinspüren.

Jeder Teilnehmer, der einen Wunsch, eine Frage o. a. hat, kann nun hervortreten (der Priester fordert dazu die Teilnehmer nach der Reihe auf, wer nicht vortreten möchte, bleibt am Platz) und sein Anliegen der Gottheit vortragen. Bei manchen Ritualen wird während dieses Teils leise gesummt, gesungen oder getrommelt, damit die Privatsphäre zwischen Fragesteller und invoziertem Medium gewahrt bleibt. Es spricht aber nichts dagegen, sein Anliegen auch nach alter Wikinger-Tradition laut herauszurufen. Andere flüstern der „Gottheit“ ihr Anliegen lieber ins Ohr (des Mediums), woraufhin die Antwort bzw. der Rat zum jeweiligen Anliegen oder Problem erfolgt. Manche Ritual-Teilnehmer haben u. U. kein aktuelles Anliegen und möchten vielleicht nur einen persönlichen Segen der Gottheit oder sie erbitten die Segnung ihrer Talismane etc.

Ende des Rituals und Auflösung des Kreises

Nachdem jeder mit seinem Anliegen der Gottheit gegenüber getreten ist und seine persönliche Antwort erhalten hat, spricht der Priester ein kurzes Dankgebet und entlässt die Gottheit wieder in ihre Welt, woraufhin sie sich aus dem Medium zurückzieht.

Es folgt die Auflösung des Kreises, indem noch einmal die 4 Himmelsrichtungen abgeschritten werden, während sich die Mitglieder der jeweiligen Himmelsrichtung zuwenden. Es erfolgt der Dank an die einzelnen Wächter und deren Entlassung in ihre heimatlichen Gefilde.

Die Teilnehmer nehmen sich an den Händen und lösen den Kreis z. B. in der Weise auf, als dass sie zu einem Kommando alle gemeinsam die Hände in die Luft reißen und den Kreis damit „sprengen“ (auch lachen und klatschen ist erlaubt).


Speis und Trank

„Lasset und feiern, trinken und essen!“ verkündet der Priester nun erfreut! Im Anschluss an ein jedes Ritual folgt das traditionelle, gemütliche Beisammensein bei einem erdigen Gelage. Dazu haben möglichst viele Mitwirkende einen kleinen Beitrag mitgebracht als da wären beispielsweise Wein, Tee, Kaffee, Kuchen, Fingerfood, Kekse, Salat o. ä.
Alle Speisen und Getränke sowie Decken und Geschirr werden – wie beim Hexenvolke üblich – wild zusammengeworfen und ein jeder bedient sich nach Belieben.


Viel Spaß und Merry Meet!


 
 

Copyright © Anthera / Anthera-Verlag