Dienstag, 26. April 2011

~ Beltane (Walpurgisnacht) 2011 ~

 
Autor: Anthera
 


Der Winter ist vorbei und die Natur ernährt den Menschen wieder. Dieses immer wiederkehrende Prinzip drückt sich in einem der wohl wichtigsten Feste der Hexen-, Druiden- und Heidenszene aus.

Das Wort Beltane ist irischer Herkunft (bealtaine) und kennzeichnet den Monat Mai. Das Fest anlässlich Beltane/Beltaine (auch Walpurgis- oder Freinacht) gilt als eines der Hauptfeste im magischen Jahreskreis. Es ist möglich, dass es sich hierbei ursprünglich um das 1. Fest im Jahreskreis handelte und daher den Jahresbeginn der Altvorderen markierte. Der Vollständigkeit halber sei hier erwähnt, dass andere Interpretationen hingegen den 01. November (Samhain) für den Jahresbeginn annehmen.

Nach dem Winter übernimmt nun Mutter Natur wieder die Herrschaft über die Erde und kümmert sich um die Versorgung aller Lebewesen durch das Hervorbringen reicher Früchte.

Die ‚keltischen’ Jahreskreisfeste unterteilen sich traditionell in Mond- und Sonnenfeste. Beltane (ein Mondfest) wird genau genommen zum jeweils 5. Vollmond nach dem Julfest gefeiert, der in etwa um den Monatswechsel von April auf Mai liegt. Es ist die Zeit der Aussaat, denn im Frühling wird die Basis für die Ernte im folgenden Herbst geschaffen.

Der Sonnengott ist nun zum jungen, fruchtbaren Mann herangereift und vereint sich mit der Mondgöttin, um neues Leben zu erschaffen. Beltane symbolisiert deshalb auch das Fest der Fruchtbarkeit, die Vereinigung von Göttin und Gott.

Da wir als moderne Menschen längst nicht mehr an eine Dorfgemeinschaft mit ihren Ritualen und Jahresfesten angebunden sind und jeder von uns den eigenen Alltag, Familie, Beruf und Berufung zu arrangieren hat, bietet sich an, die Feiern der Jahreskreisfeste auf das dem entsprechenden Vollmond folgende Wochenende zu verlegen. Die Nacht zum 1. Mai bietet sich nicht zuletzt deshalb für ein kleines oder größeres Fest an, da viele von uns am 1. Mai frei haben.

Der Ort

Im Zentrum des Ritual-Platzes (evtl. eine Waldlichtung oder ein ungestörter Ort in einem Park, an einem See, in einem Garten oder auf dem Grundstück eines Priesters) wurde für das Ritual ein Loch in den Boden gegraben und mit Zweigen und Ästen gefüllt. Alternativ eignet sich auch ein feuerfester Kessel oder Feuerkorb, der auf eine Sandstelle bzw. einen feuerfesten Untergrund gestellt und mit Holzscheiten zu einer Brennstelle vorbereitet wird. Um das Loch herum werden handgroße Steine gelegt, damit sich das spätere Ritual-Feuer nicht ausbreiten kann. 4 große Stumpenkerzen in den Farben gelb, rot, blau und grün symbolisieren die Präsenz der 4 Wächter und stehen um die Feuerstelle, ausgerichtet nach den Himmelsrichtungen und in der entsprechenden Farbe ihrer Elemente: Beginnend nach Osten (Luft) in der Farbe gelb, nach Süden (Feuer) in der Farbe rot, nach Westen (Wasser) in der Farbe blau und nach Norden (Erde) in grün. Alternativ und der Einfachheit halber können gern auch 4 weiße Stumpenkerzen aufgestellt werden.



Das Fest

Im Folgenden findet sich ein Vorschlag für ein Gruppenritual. Es steht der Gruppe natürlich frei, auf welche Weise sie ihr Ritual im Einzelnen gestaltet. Häufig wird der traditionelle Altar aufgebaut, auf welchem sich die zu benötigten Utensilien wie die magischen Werkzeuge befinden. Dieser Altar kann auch Teil der Natur selbst sein, z. B. ein Findling oder Stein, auf dessen Oberfläche die Ritualgegenstände abgelegt werden, ein Baumstumpf, eine Erhöhung oder ganz schlicht ein Tuch auf dem Boden.

Für das folgende Ritual wäre es schön, wenn jeder Teilnehmer mitbringt (bitte ggf. entsprechend umgestalten oder ergänzen):

• 1 Kerze (Farbe egal, kann aber auch gern das Anliegen, das man mit zum Ritual bringt symbolisieren, z. B. rot für Liebe, gelb für Geldangelegenheiten, grün für Gesundheit, violett für geistige Kraft etc.).
• Blumen
• Zettel mit einem Wunsch
• Kleinen Beitrag zu Speis und Trank


Zunächst beschreibt ein Priester bzw. Ritual-Leiter den Versammelten den Verlauf des Rituals. Es sind nicht immer nur eingeweihte Hexen/Magier/Wiccas etc., die zusammen kommen und deren Rituale innerhalb ihrer Zirkel natürlich alle sehr unterschiedlich ausfallen, sondern es können immer auch Menschen eingeladen werden, die vorher noch kein magisches Ritual zelebriert haben.

Nach der allgemeinen Einführung kennt jeder den groben Ablauf und kann entscheiden, ob er bleiben und an der Zeremonie teilnehmen möchte. Späteres ‚Umentscheiden’ sollte sich selbst und allen anderen allerdings erspart werden.

Das Ziehen des magischen Kreises und die Anrufung der 4 Wächter

Der Priester/Ritualleiter kündigt das Ziehen des magischen Kreises an. Jedem wird dadurch noch einmal die Möglichkeit gegeben, etwas „Dringendes“ zu erledigen oder zu besorgen, das er innerhalb des Kreises benötigt (hier unbedingt in den Kreis mitnehmen: die o. g. Blumen, die Kerze, den Wunschzettel, evtl. eine Decke), weil er den Kreis dann bis zum Ende des Rituals nicht mehr verlassen sollte. Die Rituale können je nach Größe der Gruppe manchmal auch gut 2 Stunden betragen.

Euros im Osten

Wir stellen uns jetzt in einem Kreis auf, ein Priester umrundet den Kreis einmal im Uhrzeigersinn und schließt ihn nach Osten hin ab. Nun werden die 4 Wächter gerufen, beginnend im Osten mit der Anrufung des Euros. Dazu wendet sich die gesamte Gruppe nach Osten. Euros wird hier verstanden als der Herrscher oder Gott des Elements Luft. Er befehligt die Winde und die Anrufung zielt auf den Schutz des Kreises durch die Wind- und Luftgeister ab. Der Priester zeichnet mit der Athame (andere verwenden einen Zauberstab oder Blitzbündel) ein Pentagramm in die Luft und ruft dabei: „Euros, Euros, Euros. Wir rufen Dich, Herr des Westens, König der Winde und Meister aller Luftgeister. Auf dass Du diesen Kreis beschützt und uns mit Deiner Kraft erfüllst. Dafür erbieten wir Dir (alle): „Heil und Willkommen.“ Ein zweiter Priester zündet für die Anwesenheit Euros’ symbolisch die große Stumpenkerze (Farbe gelb) am Boden um die Feuerstelle an, die nach Osten zeigt.

Notus im Süden

Die Gruppe wendet sich nach Süden. Hier wird Notus angerufen, der Herrscher des Südens, Sonnenkönig und Herr über das Feuerreich. Wieder beschwört der Priester den Wächter und bittet ihn, den Kreis zu schützen und Zeuge des Rituals zu werden: „Notus, Notus, Notus. Wir rufen Dich, Herr des Südens, König des Feuers, der Vulkane und aller Feuergeister. Auf dass Du diesen Kreis beschützt und uns mit Deiner Kraft erfüllst. Dafür erbieten wir Dir (alle): „Heil und Willkommen.“. Bei der Anrufung zeichnet das Pentagramm wieder in die Luft. Der zweite Priester zündet daraufhin die rote Stumpenkerze um die Feuerstelle an, die nach Süden zeigt. Die Anwesenheit Notus’ wird damit symbolisch dargestellt.

Zephyrus im Westen

Die Gruppe wendet sich nach Westen und ruft den Herrscher über das Wasser, die Flüsse und Meere, Zephyrus. Wieder wird das Pentagramm in die Luft gezeichnet und der Priester beschwört 3mal Zephyrus, den Kreis zu schützen und das Ritual zu bezeugen. Er spricht wie zuvor ebenfalls die Worte und dann den A: Dafür erbieten wir Dir, woraufhin wieder alle gemeinsam antworten: Heil und Willkommen. Die blaue Stumpenkerze in Himmelsrichtung Westen wird entzündet.

Boreas im Norden

Dann wendet sich die Gruppe nach Norden, wo sie Boreas, den Herrscher der Erde, der Berge und Täler beschwört. Es folgt wie oben das Pentagramm in die Luft und die Anrufung Boreas, den König der Erde und Herrscher aller Erdgeister, Zeuge des Rituals zu werden und den Kreis zu schützen. Die grüne Stumpenkerze in Richtung Norden wird entzündet.

(Anmerkung: Alternativ können anstelle der farbigen Kerzen auch 4 weiße genommen werden).

Es brennen nun alle 4 großen Kerzen um die Feuerstelle. Die Wächter sind präsent.

Die Reinigung/Segnung durch die 4 Elemente

Der Kreis ist nun geschlossen und sollte bis zum Ende des Rituals von keinem mehr verlassen werden. In dringenden Fällen kann der Priester an einer Stelle den Kreis öffnen und dann wieder verschließen, jedoch stört eine jede Unterbrechung den Ritualablauf sowie die Konzentration der Gruppe und sollte daher unterlassen werden.

Nachdem der magische Kreis gezogen wurde, wird zur Reinigung und Segnung der Anwesenden mit allen 4 Elementen übergegangen.

Mit Feuer und Luft (Rauch)

Ein Priester/eine Priesterin hält dafür eine Schale mit Räucherwerk in der Hand bereit, dazu vielleicht eine Feder, mit der er/sie den Rauch verteilen kann, tritt im Uhrzeigersinn vor den 1. Teilnehmenden und beginnt mit der Reinigung und Segung, indem er/sie die Räucherschale 2-3 mal von unten (Füße) bis nach oben am Teilnehmer entlang führt und diesen damit in den Rauch hüllt. Dabei spricht er: „Ich erfülle Dich mit Feuer und mit Rauch. Sei gesegnet.“ Der Teilnehmer antwortet: „Sei auch Du gesegnet.“ Dann tritt der Priester vor den nächsten Teilnehmer und führt das gleiche Prozedere durch, bis alle Mitglieder des Kreises mit Feuer und mit Rauch erfüllt sind.

Mit Wasser und Erde (Salz)

Sobald der Priester mit der Räucherschale beim 3. oder 4. Teilnehmer angekommen ist, beginnt parallel der zweite Priester/Priesterin mit der Segung/Reinigung der Teilnehmer durch die beiden Elemente Erde (symbolisiert durch das Salz) und Wasser. Dazu hält er/sie eine Schale mit Wasser in seinen Händen, in die zuvor mit einem Gebet Salz eingerührt wurde (z. B. mit der Athame). Er tritt ebenfalls vor den 1. Teilnehmer im Kreis, der zuvor schon mit Feuer und Rauch erfüllt wurde, taucht einen Finger in das Salzwasser, berührt Lippen und Stirn des Teilnehmers und spricht: „Mit Wasser und Salz reinige ich Dich. Sei gesegnet.“ Worauf der Teilnehmer wiederum antwortet: „Sei auch Du gesegnet.“

Dann tritt der Priester vor den Nächsten im Kreis usw. bis schließlich alle Teilnehmer von allen Elementen (Feuer+Rauch/Luft und Wasser+Salz/Erde) gereinigt und erfüllt sind.



Die mitgebrachten Opfer kommen zum Einsatz

Das Holz der Feuerstelle (oder innerhalb eines Kessels) wird entzündet. Der Priester bittet die große Göttin/den großen Gott, die Opfergaben der Teilnehmer anzunehmen und die mitgebrachten Wünsche zu erhören.

Nun tritt jeder Teilnehmer mit seinen Blumen, der Kerze und dem Wunschzettel einzeln an die Opferstelle heran, um die bereits die 4 Stumpenkerzen der Wächter brennen. Die mitgebrachten Blumen verteilt er nacheinander um die Opferstelle, zündet dabei an allen 4 Wächterkerzen seine eigene mitgebrachte Kerze an und stellt diese in den Kreis um die Opferstelle. Er wirft seinen Zettel mit dem Wunsch, dem Anliegen oder einer magischen Sigille, die seinen Wunsch symbolisiert, in die Feuerstelle, spricht oder denkt sich ein „So sei es!“ und entfernt sich wieder an seinen Platz innerhalb des Kreises.

Dieser Vorgang wiederholt sich bis jeder seine Blumen verteilt, seine Kerze an den Wächterkerzen entzündet und seinen Wunsch ins Feuer geworfen hat.

Invokation / Evokation

Es folgt die Invokation der Gottheit. Dazu stellt sich das Medium in die Mitte des Kreises. Die Teilnehmer beginnen zu chanten und den Gott bzw. die Wesenheit zu beschwören, damit er sich durch das Medium (den Invozierenden/die Invozierende) zeigt.

Wird eine weibliche Gottheit invoziert wird, kann z. B. der Chant der Großen Göttin gesungen werden, eine bekannte Version lautet z. B.: Isis-Astarte-Diana-Hekate-Demeter-Kali-Inanna. Der Chant wird von allen gesungen, einige Minuten wiederholt und dabei in der Intensität gesteigert, damit sich die Kraft der Göttin durch die Kraft der Gruppe leichter manifestieren kann.

Wird ein männlicher Gott invoziert, kann die folgende Version als Mantra verwendet und ggf. umgestaltet werden:Wodan-Bacchus-Lugh-Belanos-Cernunnos-Pan-Osiris. Die Teilnehmer singen bzw. rufen die Gottheit in das Medium „hinein“ (=in-vocare). Ist das Medium invoziert, macht es sich bemerkbar, woraufhin der Gesang verstummt und alle Teilnehmer in die anwesende Energie hineinspüren.

Jeder Teilnehmer, der einen Wunsch, eine Frage o. a. hat, kann nun hervortreten (der Priester fordert dazu die Teilnehmer nach der Reihe auf, wer nicht vortreten möchte, bleibt am Platz) und sein Anliegen der Gottheit vortragen. Bei manchen Ritualen wird während dieses Teils leise gesummt, gesungen oder getrommelt, damit die Privatsphäre zwischen Fragesteller und invoziertem Medium gewahrt bleibt. Es spricht aber nichts dagegen, sein Anliegen auch nach alter Wikinger-Tradition laut herauszurufen. Andere flüstern der „Gottheit“ ihr Anliegen lieber ins Ohr (des Mediums), woraufhin die Antwort bzw. der Rat zum jeweiligen Anliegen oder Problem erfolgt. Manche Ritual-Teilnehmer haben u. U. kein aktuelles Anliegen und möchten vielleicht nur einen persönlichen Segen der Gottheit oder sie erbitten die Segnung ihrer Talismane etc.

Ende des Rituals und Auflösung des Kreises

Nachdem jeder mit seinem Anliegen der Gottheit gegenüber getreten ist und seine persönliche Antwort erhalten hat, spricht der Priester ein kurzes Dankgebet und entlässt die Gottheit wieder in ihre Welt, woraufhin sie sich aus dem Medium zurückzieht.

Es folgt die Auflösung des Kreises, indem noch einmal die 4 Himmelsrichtungen abgeschritten werden, während sich die Mitglieder der jeweiligen Himmelsrichtung zuwenden. Es erfolgt der Dank an die einzelnen Wächter und deren Entlassung in ihre heimatlichen Gefilde.

Die Teilnehmer nehmen sich an den Händen und lösen den Kreis z. B. in der Weise auf, als dass sie zu einem Kommando alle gemeinsam die Hände in die Luft reißen und den Kreis damit „sprengen“ (auch lachen und klatschen ist erlaubt).


Speis und Trank

„Lasset und feiern, trinken und essen!“ verkündet der Priester nun erfreut! Im Anschluss an ein jedes Ritual folgt das traditionelle, gemütliche Beisammensein bei einem erdigen Gelage. Dazu haben möglichst viele Mitwirkende einen kleinen Beitrag mitgebracht als da wären beispielsweise Wein, Tee, Kaffee, Kuchen, Fingerfood, Kekse, Salat o. ä.
Alle Speisen und Getränke sowie Decken und Geschirr werden – wie beim Hexenvolke üblich – wild zusammengeworfen und ein jeder bedient sich nach Belieben.


Viel Spaß und Merry Meet!


 
 

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