Sonntag, 18. April 2010

~ Zauber wirkende Musik ~

 

Autor: Anthera

Um etwas Ewiges zu schaffen, muss der Mensch bekanntermaßen über sich hinaus wachsen. Nicht klein, sondern groß werden muss er dafür. Und er darf das Über-sich-hinauswachsen nicht fürchten. Ein episches Werk berührt den Großen Geist des Menschen auf sonderbare Art.

Heute wird zu wenig berücksichtigt und nicht wahrgenommen, was solche, oft zeitlosen Werke im Menschen bewirken, der sich eben nicht entzieht, sondern sich der Stimmung hingibt, annimmt, was in ihm erklingt, in ihm entfacht, d. h. es öffnen sich dabei Fenster in der Erinnerung an das Erhabene in ihm, an das manchmal in weite Ferne Entrückte. Durch ständige Banalitäten von ihm abgetrennt, entfernt, durch niedere Einflüsse, sich in sein Bewusstsein festzeckend, keinen Raum mehr für das Erhabene übrig lassend, ihn komplett einnehmend. Was bleibt sind die uns bekannten blassen Gesichter, von der Gewohnheit verzerrt, glanzlos und verkümmert das einstige Erbe – das königliche, heilige Versprechen seiner Schöpfer.

Zum Bittsteller hat er sich erniedrigen lassen, zum Spielball der Verborgenen, derjenigen, die im Dunklen agieren. Die Todesmaschine der Seele, getrennt von seiner Heimstatt, seiner Muttererde, der Seele seines Clans, der Religionen, dem geistigen, kulturellen und dem Ewigen seiner selbst – dem unsterblichen Gemüt, aus dem er verlernte zu schöpfen und so abfiel von früherer Schönheit und Glanz zu einer Schreckenskreatur, kraftlos mit gebrochenen Augen, von dem sich alles abwendet, was lebt, liebt, sich leidenschaftlich vereint. Stattdessen gibt er alles, was er hat an das Niedere, das Oberflächliche, damit ihn nichts mehr berühren kann – oder berühren muss… Darüber verkümmerte er und freut sich noch über die Gnade, es nicht bemerken zu brauchen. Gesegnet ist er vielleicht mit der Unbekümmertheit seiner Ahnungslosigkeit und gleichzeitig gezeichnet.

Erhabene, königliche, ewige, epische, den Archetypus weckenden und die Seele in Brand steckende Musik wurde in Zeiten des dunklen Regiments wegen seiner Macht verboten, mit dem Tode bestraft, dem Teufel zugesprochen, vernichtet, der „Empfänger“ des Genius als Unhold verfolgt, verurteilt, da er es wagte, den Menschen mit anders gearteten Mächten zu verbinden. Manche Musik war schon immer Macht, manchmal Besessenheit, wie in etlichen bekannten Fällen, als sterbenskranke, körperlich-siechende Komponisten angetrieben durch eine unsichtbare Übermacht ihr Lebenswerk vollendeten und nach Abschluss tot zusammenbrachen – um unsterblich zu werden. Brennende Leidenschaft und die Ahnung der Größe dessen, was nur durch sie geschaffen werden konnte, veranlasste den Menschen zu Höherem, zu unvergänglichen, ewigen Werken.

Wird einem sterblichen Menschen etwas derart Großes aus der geistigen Welt (die Welt aus der Künstler, Dichter, Denker, Komponisten schöpfen) gegeben, bedeutete dies, dass dieser Mensch nicht nur Macht über die geistige Intelligenzia, sondern mit diesem Werk auch Macht über Menschen hatte. Er wurde zu einem, der scheinbar die okkulten Geheimnisse kannte und in den Dialog mit einer übermächtigen Natur getreten war, denn nur im entrückten Zustand, in der Zurückgezogenheit gelingt ihm eine große Schöpfung. Wie jedes Epos aus einem entrückten Zustand und aus der Zurückgezogenheit aus dem Alltäglichen und durch die Hinwendung zum Nicht-Alltäglichen entstanden ist.

„Der Himmel erhöht ihn und öffnet ihm die Pforte zu Offenbarungen, weil er den Himmel dazu zwang, denn gebeten hatten vor ihm schon Tausende um ähnliches, was ihnen versagt blieb. Auch dem Himmel größere Diener als dieser. Was macht ihn also zu einem, dem der Himmel gehorcht, wenn nicht – Zauberei?“

Ich fand diese Gedankengänge schon immer äußerst interessant und habe mich deshalb intensiver mit der Wirkung von musikalisch unterschiedlichen Werken auf magische Vorgänge befasst. Ziel ist hier aber nicht, einzelne Werke zu benennen, ich kann mir aber vorstellen, das an anderer Stelle irgendwann noch einmal separat aufzugreifen (welche Musikstücke bewirken was usw.).

In o. g. Ausnahmefällen wurde also offenbar davon ausgegangen, dass nur seine persönliche Macht es dem Schöpfer eines Meisterwerks erlaubt, dass Geister ihm schenken, was andere vergeblich begehren. Denn den Zugang zu den höchsten Mächten – so war es schon immer – muss man sich erringen, weil das „Geheimnis“ sich ewig allein durch sich selbst schützt. Einem Sterblichen kann es – bei Gott! – nicht gelingen, das Himmelreich und seine Geister zu schauen, wenn er nicht mit dem Teufel selbst einen Bund geschlossen hat – so eine damals weitläufige Meinung.

Das Hinzuziehen von Musik (sakral, episch, meditativ etc., wichtig ist hier nur die Kraft und Stärke, die den Geist des Anwenders über die irdischen Begrenzungen hebt) kann für praktisch arbeitende Magier von größter Bedeutung sein. Musik durchdringt u. U. Welten, je größer und bekannter das Meisterwerk, desto größer die Reichweite. Große universelle Werke werden – so berichten es schon Universalgelehrte der letzten Jahrhundert – bis in die höchsten Himmel vernommen und zwar über die Art wie diese unsere uns umgebenden Körper verändert. Je nach Musik und die dadurch herbei gerufenen Empfindungen, die uns nicht zufällig, sondern beabsichtigt *über-kommen*, können wir durch Auswahl des passenden Stücks oder Werks auf erstaunliche Art andere Möglichkeiten in unser Leben ziehen (vergleiche hierzu auch das hier vor einiger Zeit schon einmal näher betrachtete Kapitel über Zaubergesänge). Das gleiche Prinzip kennen wir vom sogenannten Mond herunter singen, Regen singen, Geister durch Gesänge ermächtigen, die Macht der Worte, „Gutes“ oder „Böses“ beschwören. Wir müssen dieses Prinzip nur verstehen lernen.

Durch seine Rituale bringt sich der Magier/die Hexe/der Schamane in eine Stimmung, die sein Unterbewusstsein – das eigentliche Machtzentrum des Menschen – beeinflusst, es auf die neue Realität einstimmt und diese gleichzeitig in seinem Lebensplan fixiert, d. h. er schafft sich selbst eine neue Tatsache, von der er will, dass sie sich in seinem Leben manifestiert.

Die jeweilige Stimmung beinhaltet die Grund-Essenz der neuen/anderen Realität (z. B. Wut, Trauer, Euphorie, Liebe, Hass, Freude, Schöpfung, Vernichtung). Richtlinie ist hier – wie im Grunde überall in der okkulten Lehre – die Willenskraft, hervorgerufen durch bestimmte Emotionen, die man zum Zweck der magischen Arbeit auch „künstlich“ herbeiführen kann. Es ist entgegen der Überzeugung vieler esoterischer Strömungen, die sich oft auf etwas berufen, das sie selbst im Kern nie erforscht oder erfahren haben, kein Widerspruch, dass ein hohes Maß an Wut etwas Großes, Neues oder gar Gigantisches im Leben bewirken kann, einen längst fälligen Wandel, die Absprengung von schädlichen Einflüssen, eine ehem. Unwahrscheinlichkeit usw.

Es ist immer noch besser, aus der brennenden Kraft der Wut (einer extrem starken Kraft) heraus Neues zu erschaffen als ein halbherziges Gebet in den Äther zu kippen, weil es gerade „ganz nett“ wäre, wenn dieser oder jener Umstand eintreffen würde, es aber auch keine Rolle spielt, wenn nichts passiert, weil man eh nicht damit rechnet…

Wenn die Stimmung nicht „brennt“, für den Anwender nicht unhaltbar, kaum zu ertragen wird, weil sie aus ihm herausbrechen will (ich hörte „manchen“ dazu von der im Menschen wohnenden, aber in der Regel unterdrückten, weil manchmal zerstörerischen „Drachenenergie“ sprechen – dem einen oder anderen wird dieser Hinweis für eigene Forschungen in diese Richtung evtl. nützlich sein), dann bewirkt sie auch nichts.

Wer keinen Drachen oder Vulkan in sich und aus sich heraus gebären lassen kann, kann nichts deutliches, reales, sichtbares, brennendes, verwirklichtes und auch „undenkbares“ hervorbringen, da seine Flamme nur schwach brennt und beim kleinsten Windhauch erlischt.

Was bleibt ist seine Sehnsucht, da er den Hauch der Ewigkeit bereits geatmet, aber nicht in sein Leben „herunterbringen“ konnte. Eine kleine Narbe, eine schwache Erinnerung im Raum, die nie ganz verhallt, weil sie einmal Möglichkeit, aber niemals wahrscheinlich war, da für das „Leben“ zu schwach.

Dabei hast Du nur zu wenig gebrannt, als dass Dein Feuer andere Dimensionen hätte erreichen können.

Das gilt übrigens auch für die anderen Elemente unserer Welt: Erde, Wasser und Luft. Die größtmögliche Kraft der Erde äußert sich bekanntlich in der Gewalt eines gigantischen Erdrutsches, einem gewaltigen Erdbeben, also dem Versinken Deines alten Paradigmas in der aufbrechenden Erde. Beim Thema Luft wäre es z. B. die Kraft eines Wirbelsturms. Diese befähigt ihn zum Wirken von Taten, die über das „magische Mittelmaß“ herausragen können.

Es ist der Umgang mit dem entfesselten Chaos, das Betrachtern und Nicht-Okkultisten (aber auch durchaus Magie-Kundigen) gewöhnlich Angst macht. Dabei erfordert diese Arbeit in der Regel „nur“ ein hohes Maß an Disziplin und Konzentrationsvermögen, das nicht so unmöglich zu erreichen ist, wie es manche vermuten.

Der Mensch vereint – zumeist unwissentlich – alle diese elementaren Kräfte in sich, fühlt sich gemäß seiner Persönlichkeit aber häufig zu einer oder zwei Kräften mehr hingezogen als zu den anderen. Diese Hinwendung ist mit seinem Schicksal verknüpft (was sich auch in seinem Geburtshoroskop äußert) und hier liegt der Schlüssel zur Lenkung seines Schicksals. Er ermächtigt ihn, gleichzeitig fürchtet der um seine Macht Wissende, wenn er noch nicht lange mit diesen Kräften arbeitet, die Folgen seines eigenen Handelns. Daher wird es wichtig, dass er lernt, seine Möglichkeiten genau kennenzulernen, seine Kräfte richtig einzuschätzen und auf die Suche nach Antworten auf die Fragen „Ist dieses Ziel die Entfesselung des Feuers wert?“ (Er muss nämlich auch immer mit seinen Kräften haushalten und wird nichts Überflüssiges angehen, weil ihn die hohe Konzentration und die Vitalkräfte, die er aufbringen muss, für eine Zeit lang selbst körperlich und geistig schwächen kann).

Welches Ziel benötigt welche Stimmung, damit die das Chaos gebärende Kraft einer Art kosmischen Urschreis gleicht, der alle Schichten des Seins bis zum Urgrund durchdringt? Der nicht „überhört“ werden kann, der auch den formgebenden Geistern nicht entgeht, weil er ohne Zweifel, absolut und willensstark ist.

Nach dieser Stimmung wird der Magier/die Hexe/der Schamane seine Musik auswählen, sich zurückziehen und sich diesem Werk hingeben, z. B. in einer Meditation oder einem mentalen Ritual, bei dem das Lied, die CD oder das musikalische Werk immer wieder abgespielt wird bis sich nach einiger Zeit der Übung vor dem inneren Auge die zugehörigen Bilder (=Was will ich bewirken?) verselbständigen,

Es ist wichtig, dass man diese Form der Visualisierung übt, wenn man Erfolge haben will.

Nach einiger Zeit spielt sich, wenn das Übungsziel erreicht ist, vor dem inneren Auge ein zusammenhängender „Film“ mit dem Inhalt des neuen Paradigmas ab, Du wirst in diesen Sitzungen dann vom Lenker zum Beobachter, Dein Unbewusstsein weiß nämlich, was Du als Ziel gesetzt hast und setzt nach einiger Zeit die Bilder nach der Musik zusammen, die einzelnen Elemente/Bilder/Szenen bleiben interessanterweise steuerbar und können bei anderen Gelegenheiten (luzides Träumen, automatisches Schreiben etc.) verwendet werden.

Über sein Unterbewusstsein aktiviert der Magier sein eigenes Feld und zwingt dadurch sowie durch sein der neuen Situation angepasstes Verhalten bestimmte Möglichkeiten durch Zugabe seiner Vitalkraft zu Wahrscheinlichkeiten zu werden, die wiederum einen Prozess durchlaufen, bis sie in der materiellen Welt „ankommen“.

Dabei ist der Magier Gefäß, Tempel, Transformationskanal und Gebärender in einem. „Durch sich selbst“ kann er alles in seinen Kosmos hinein rufen, denn nur durch sich selbst hat er die größtmögliche Macht durch Kraft, Willens-, Wirk- und „Wegerecht“. Hier bestimmt er, was kein anderer für ihn in der Form bestimmen kann.

Nur durch die Übung an sich selbst lernt er seine wahren Möglichkeiten und Grenzen seiner okkulten Kräfte verstehen, was ihm dabei hilft, grundsätzlich auch andere Realitäten für andere zu bewirken. Auch wenn hierbei leicht abgewandelte Kriterien zu erfüllen sind.
Aber dazu vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt in einem anderen Kapitel mehr.

Anthera


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