Montag, 18. Oktober 2010

~ Maat Magick nach Nema ~   Teil 1

 
Autor: Anthera
 

Im Folgenden widme ich mich dem interessanten, aber leider nicht sehr bekanntem Thema Maat Magick, ein Initiations-System auf Basis altägyptischer Mythologie und in Kombination mit den Sephiroth der Kabbala, wie sie die Autorin und Okkultistin Nema in ihrem Buch (bisher nur auf Englisch erhältlich) beschreibt. Aus praktischer Sicht erscheint mir hier wichtig, dieses System für sich zu entdecken und im Verlauf mit eigenen Analogien zu versehen, um sich den Inhalt für den eigenen Verwandlungsprozess nutzbar machen zu können.

Die altägyptische Göttin Maat ist neben ihrem Aspekt als Tochter des Sonnenlogos Re die Verkörperung von Wahrheit, Gleichgewicht, Weltordnung und Gerechtigkeit. Maats Symbol ist eine Straußenfeder, die sie auf dem Kopf trägt. Gegen diese Feder werden u. a. im Totengericht die Herzen der Verstorbenen aufgewogen.

Maat verkörpert hier ein universelles Ordnungs-Prinzip, das sich u. a. der Entwicklung, Integration und Bewahrung von universellen „Tugenden“ zuwendet. Ein Mensch, der ein Leben im Sinn dieses Prinzips führt, durchläuft in seiner Entwicklung verschiedene Initiations-Stufen, durch die er sich durch Ablegen alter bzw. gewöhnlicher Tugenden und die Erarbeitung erhabenerer, nicht gewöhnlicher Charaktereigenschaften selbst veredelt.

Dieser „Wandlungs“-Prozess wird im System der Maat Magick von der „Wahrheits“-Göttin geführt und begleitet. Ihr Prinzip zu ehren und selbst zu verinnerlichen ist Basis und Ziel dieser Disziplin.

Aus der thelemitischen Tradition heraus entwickelte die Okkultistin Nema ein magisches System unter Führung und Inspiration der Göttin Maat auf Basis des kabbalistischen Lebensbaumes. Leider gibt es zum Thema Maat-Magick bislang keine oder kaum deutschsprachige Literatur und relativ wenig Information, sodass ich hier in der Kürze die Idee der Maat Magick zusammenfassen möchte, wie ich sie interpretieren bzw. anwenden würde:

Im Mittelpunkt steht wie o. g. die schrittweise Verwandlung des Anwenders. Er soll bzw. kann unter dem Prinzip Maat zu einem „besseren/edleren/erhabeneren“ Menschen bzw. Magier werden, der über das Gemein-irdische hinauswächst und durch das Lenken der sich auf jeder Stufe befindlichen Qualitäten und formgebenden Kräfte zur Krone (=Kether) empor steigt. Er wird zu einem Meister der Pfade.

Das Prinzip des Lebensbaumes ist zwar relativ schnell erklärt, die eigentliche Offenbarung liegt wie so oft im Detail, d. h. dem Weg des Verwandlungsprozesses selbst.

Die aufeinander folgenden Stufen/Pfade werden nach meiner Interpretation jeweils im eigenen Tempo durchlaufen, d. h. der eine rennt möglicherweise erstmal an dem einen oder anderen Pfad (Sephiroth) vorbei und kehrt evtl. schrittweise zum Integrieren zurück, der andere verweilt mehrere Jahre oder Inkarnationen auf einem Pfad mit all seinen Qualitäten und Aufgaben.

Ausgehend vom 10. Pfad, nach dem kabbalistischen Lebensbaum = Malkuth mit der irdischen Welt samt all ihren Befindlichkeiten, irdischen Wirkmächten und Aufgaben, steigt der Magier innerhalb seines Entwicklungsprozess über Yesod (9. Pfad), Hod (8.), Netzach (7.) etc. hinauf in das 1. Reich Kether (ich komme im weiteren Verlauf im 2. Teil noch auf den Inhalt der einzelnen Pfade zu sprechen). Dieser Prozess ist dabei an kein bestimmtes Zeitfenster gebunden. Er kann gut mehrere Inkarnationen in Anspruch nehmen und auch für einige Inkarnationen aussetzen. Es ist möglich, dieses Durchschreiten der Sphären auf ein Leben auszudehnen. Allerdings ist z. B. für bestimmte Ziele und Rituale ein Durchlaufen innerhalb eines Jahres oder – wenn man es auf die verehrten „Königsdisziplinierten“ ausweiten möchte – innerhalb eines Monats oder auch eines Tages (z. B. bei einem Retreat, während Exerzitien etc.) denkbar..

Wichtig ist hierbei für das Verstehen, nicht pauschal zu meinen, dass das 1. Reich Kether per se „mehr Wert“ oder „qualitativ höher“ anzusiedeln ist als z. B. Geburah oder Chesed.

Es kann auch dem fortgeschrittenen Okkultisten Vorteile bieten, sich wieder mit seiner Basis zu befassen. Und aus der chaosmagischen Tradition wissen wir, dass ein Resultat auch auf einem beliebig anderen Pfad erreicht werden kann. Dem kann zugrunde liegen, dass man sich bereits früher schon einen entsprechenden Erfahrungsschatz aufgebaut und individuelle Entwicklungsstufen durchlaufen hat, daher an eine weitere Sphäre relativ mühelos anknüpfen kann.

Dennoch macht es durchaus Sinn hier die Basis-Sphären und ihre Qualitäten bei Gelegenheit mit aufzuarbeiten, zu wiederholen und zu vertiefen, da wir immer wieder auf die eine oder andere Weise auf jeden Pfad zurückkommen. Nicht zuletzt stellt dieses Durchschreiten und Sich-auf-den-Pfaden-auskennen für den einen oder anderen Experimentierenden eine notwendige Voraussetzung für das Ziel von möglichst ähnlichen Reproduktionen dar. Und macht ihn in jeder Hinsicht „handlungsfähig“.


Fortsetzung in Teil 2


Anthera im Oktober 2010

 
 

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