Sonntag, 21. Februar 2010

~ Jenseits der Wahrscheinlichkeit ~ Teil 2

 

Autor: Anthera

Dem experimentellen Magier geht es darum, Möglichkeiten zu Wahrscheinlichkeiten zu machen, indem er eine Notwendigkeit erschafft. Und weil sie notwendig geworden ist, aus dem Schöpfungsprozess in die Realität „herab“ fließt.

Wie kann sich der ECHTE (=magische) Wille materialisieren? Dem echten Willen steht hier der „unechte“ Wille gegenüber. Dieser agiert nur innerhalb der „niederen“ Gefilde. „Nieder“ bedeutet im übrigen nicht „minderwertig“, sondern, dass sein Kreislauf ist sehr begrenzt ist. Er hat einen kleinen Radius, wobei man das angestrebte Ziel häufig ohne große Mühe selbst mit niederen Mitteln erreichen kann (z. B. Konsum: Ich will ein neues Möbelstück, spare und kaufe es mir in 5 Monaten). Das Ergebnis ist hier vorher schon absehbar und hat die Wahrscheinlichkeit nicht gegen sich. Bei einem ganz bestimmten Möbelstück, das bspw. 50.000 Euro kostet, sieht es hingegen schon anders aus. Dieses Ergebnis befindet sich außerhalb des direkten Radius’ eines „Durchschnittsbürgers“ und er muss seinen Radius an Möglichkeiten erweitern, wenn er dem zunächst überhaupt erst einmal entgegen kommen will, d.h. ich vergrößere die Wahrscheinlichkeit.

Der Radius lässt sich nur erweitern, indem ich mir die einzelnen Schöpfungsebenen Schritt für Schritt erarbeite, d. h. so lange vornehme, bis ich sie im Einzelnen und dann im Besonderen (also zusammenhängend als Einheit) in mein Denkmodell übernommen habe. Und mir bewusst vor Augen führe, dass ich hier einen Werdungsprozess einläute, d. h. neue Paradigmen sollten nicht angerissen, sondern verinnerlicht werden.

Wenn ein Wille die Wahrscheinlichkeit gegen sich hat, ist es an dem Magier, diese Wahrscheinlichkeit herzustellen, indem er eine Notwendigkeit erschafft. Wahrscheinlich liegt hier die Schwere dieser Übung. Ist es denn „notwendig“, wenn ich 50.000 Euro für ein Möbelstück ausgebe? Wahrscheinlich *!* nicht, also werde ich den Gedanken i. d. R. auch nicht weiter spinnen. Das Spinnen jener „Lebensschnur“ oder Leitfadens – so lernen uns die 3 Nornen (Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft oder Gewesenes/Seiendes/Werdendes) ist aber für den Schöpfungsprozess wesentlich.

Der Magier oder der angehende Magier muss integrieren können, dass eine Möglichkeit immer nur bedeutet, dass das Szenario nur möglich (aber nicht zwingend wahrscheinlich und schon gar nicht unbedingt notwendig) ist. Möglichkeiten bleiben Möglichkeiten, d. h. sie verlassen den unsichtbaren Ideen-Raum nicht bzw. wenn sie ihn verlassen, verlieren sie ihre Eigenschaft (= „möglich“) und bekommen das Attribut „wahrscheinlich“, d. h. sie werden zur Wahrscheinlichkeit. Dazu muss der Magier nun aber ebenfalls die Ebene des Möglichen gedanklich verlassen und in die Erforschung des Reiches der Wahrscheinlichkeit übergehen und sich fragen, welche Voraussetzung er schaffen muss bzw. wie er den Vorgang formen kann, damit sich das Wahrscheinliche manifestiert.

Wir können also davon ausgehen, dass jede Wahrscheinlichkeit vorher eine Möglichkeit war. Treibender Motor ist – wie weiter oben schon erwähnt – die Notwendigkeit.

Wie ergießt sich nun das „Erhabene“ in das „Gewöhnliche“ (das „obere“ Gefäß in das „untere“?) Und ist es zwangsläufig so, dass dabei das Gewöhnliche dadurch erhaben und das Erhabene gewöhnlich wird? Wenn wir es probieren, wertfrei zu betrachten, also nicht in den Denkschemata erhaben=gut, gewöhnlich=schlecht, und es z. B. in die Attribute erhaben=aus den höheren feinstofflichen Sphären stammend und gewöhnlich = in die grobstoffliche Sphäre geflossen (die wir *gewohnt* sind).

Liegt die Schwierigkeit also darin, dass wir das Erhabene nur unzureichend mit irdischen Maßstäben messen können weil es – wenn es in die Materie kommt – gewöhnlich wird?

Umgekehrt wird das Gewöhnliche in den höheren Sphären erhaben und ist außerhalb der Grobstofflichkeit nicht länger gewöhnlich, d. h. wir müssen davon ausgehen, dass das Umfeld die jeweilige Charakterisierung gestaltet. Um etwas zu erhöhen, muss man es auf die erhabene Sphäre bringen und umgekehrt.

Die nächste Aufgabe wird darin liegen, die sphärischen Mechanismen zu benennen, durch die ein Ziel erreicht werden kann, das sich außerhalb des persönlichen Aktionsradius befindet und diese in mehreren Einzelergebnissen zu protokollieren. Durch welche Charakteristika kann eine (vermeintliche) Unwahrscheinlichkeit in eine Wahrscheinlichkeit und wie kann die Wahrscheinlichkeit ganz konkret in eine Notwendigkeit gegossen werden… ?

Anthera, im Februar 2010


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